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WE-Arbeitsmarktanalyse für Q4 2023: Abwärtstrend setzt aus – noch keine eindeutige Trendwende erkennbar

Robert von Heeren

15.01.2024 10:00 von Robert von Heeren

Arbeitsmarktanalyse - Quartalsupdate Q4 2023
Bild: Shutterstock, Chonlatee42

In diesem Update unserer Arbeitsmarktanalyse fokussieren wir uns auf die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich der Internetberufe im 4. Quartal 2023. Wie in den vorangegangen Quartalsupdates haben wir wieder über 40 Jobprofile (sog. Job Roles) in den Bereichen Online Marketing sowie den mehr technisch orientierten Internetberufen analysiert und vergleichen die Zahlen mit dem Vorquartal.

Allgemeine Situation am deutschen Stellenmarkt

Rückblick auf das 3. Quartal 2023:

Im Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt für September 2023, Abschnitt 1.3 ff. stellte die Arbeitsagentur fest: »Die gemeldete Nachfrage nach neuen Mitarbeitern lässt weiter nach. Sie wird seit dem Frühsommer 2022 spürbar schwächer. Der Bestand gemeldeter Stellen liegt aber noch auf einem im langjährigen Vergleich hohen Niveau. Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist im September saisonbereinigt um 8.000 gesunken, nach jeweils -11.000 in den drei Monaten zuvor. Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand im September auf 761.000 Arbeitsstellen, das waren 113.000 oder 13 Prozent weniger als vor einem Jahr

»Die monatlichen Stellenzugänge haben im September in saison- und kalenderbereinigter Rechnung gegenüber dem Vormonat um 2.000 abgenommen, nach -5.000 im August und +6.000 im Juli. Nach den Ursprungszahlen belief sich der Zugang im September auf 124.000 Stellen, das waren 21.000 oder 14 Prozent weniger als vor einem Jahr. In der gleitenden Jahressumme von Oktober 2022 bis September 2023 – die saisonale und zufällige Schwankungen ausgleicht – sind die Stellenzugänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 253.000 oder 13 Prozent auf 1.690.000 gesunken.«

Gemäß dem o.g. Bericht der Arbeitsagentur war von August auf September die Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung gesunken. In saisonbereinigter Rechnung hatten sich beide Größen jedoch erhöht. Auch ohne ukrainische Geflüchtete errechneten sich saisonbereinigte Zuwächse. Das Risiko, durch den Verlust der Beschäftigung arbeitslos zu werden, war zwar weiter niedrig, wurde aber etwas größer. Die Chancen, die Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung zu beenden, waren weiterhin gering.

Entwicklung im 4. Quartal 2023:

Im Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt für Dezember 2023, Abschnitt 1.3 ff. stellt die Arbeitsagentur fest: »Die gemeldete Nachfrage nach neuen Mitarbeitern hat im Dezember saisonbereinigt leicht zugenommen. Seit dem Frühsommer 2022 war sie spürbar schwächer geworden. Der Bestand gemeldeter Stellen liegt auf einem im langjährigen Vergleich hohen Niveau. Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist im Dezember saisonbereinigt um 6.000 gestiegen, nach jeweils -1.000 in den beiden Monaten zuvor. Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand im Dezember auf 713.000 Arbeitsstellen, das waren 68.000 oder 9 Prozent weniger als vor einem Jahr.«

»Die monatlichen Stellenzugänge haben im Dezember in saison- und kalenderbereinigter Rechnung gegenüber dem Vormonat um 2.000 zugenommen, nach -3.000 im November und -2.000 im Oktober. Nach den Ursprungszahlen belief sich der Zugang im Dezember auf 128.000 Stellen, das waren 18.000 oder 13 Prozent weniger als vor einem Jahr. In der gleitenden Jahressumme von Januar 2023 bis Dezember 2023 – die saisonale und zufällige Schwankungen ausgleicht – sind die Stellenzugänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 251.000 oder 13 Prozent auf 1.633.000 gesunken

Arbeitsmarktsituation Grafik Agentur für Arbeit 2020-2023
Abb. 1: Grafischer Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2020 bis Dezember 2023 (saisonbereinigt)

Der Abwärtstrend des Vorquartals bei den Stellenzugängen setzte sich zu Beginn des 4. Quartals 2023 weiter fort. Seit November nahm die Zahl der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Stellenausschreibungen wieder etwas zu:

Arbeitsmarktsituation Tabelle Agentur für Arbeit 2020-2023
Abb. 2: Tabellarischer Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Juli 2020 bis Dezember 2023 (saisonbereinigt)

Interessant ist dabei aber noch Folgendes: »Die durchschnittliche abgeschlossene Vakanzzeit, also die Zeitspanne zwischen gewünschtem Besetzungstermin und Stellenabgang, belief sich in diesem Zeitraum auf 152 Tage. Das ist länger als im gleichen Vorjahreszeitraum mit 145 Tagen. Die hohe Vakanzzeit spiegelt die Schwierigkeiten vieler Betriebe wider, trotz steigender Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung zeitnah passende Arbeits- und Fachkräfte zu finden. Es kann zwar nicht von einem allgemeinen Arbeitskräfte- oder Fachkräftemangel gesprochen werden, es zeigen sich aber deutliche Anspannungen und Engpässe vor allem in Pflegeberufen, im Bereich der medizinischen Berufe, in Bau- und Handwerksberufen und in IT-Berufen (Quelle: ebenda)

Fazit des o.g. Arbeitsmarktberichtes der Agentur für Arbeit vom Dezember 2023:

»Mit der einsetzenden Winterpause sind Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung im Dezember gestiegen. Auch in saisonbereinigter Rechnung haben sich beide Größen erhöht. Ohne ukrainische Geflüchtete errechnen sich ebenfalls saisonbereinigte Zuwächse. Das Risiko, durch den Verlust der Beschäftigung arbeitslos zu werden, ist weiter niedrig, wird aber etwas größer. Die Chancen, die Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung zu beenden, sind weiterhin gering.«

Ergebnisse für Job Roles (bundesweit, Suche nur im Titel der Stellenanzeigen)

Wie in den vorangegangenen Quartalsupdates unserer Arbeitsmarktanalysen haben wir auch dieses Mal die mehr technisch orientierten Internetberufe und die Online-Marketing-Berufe getrennt analysiert. Wir beobachten dabei einmal im Monat die Zahl der Stellenausschreibungen von insgesamt 40 Berufsbildern, die wir als »Job Roles« bezeichnen.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Internetfachkräfte im 4. Quartal 2023:

Die Entwicklung im Überblick

Arbeitsmarktanalyse Nachfrageverlauf Q4 2023
Abb. 3: Nach einem deutlichen Anstieg der Zahl der Stellenausschreibungen zu Beginn des 4. Quartals ließ die Nachfrage gegen Ende 2023 wieder etwas nach.

Die Zahl der Stellenausschreibungen auf dem deutschen Stellenmarkt stieg sowohl in den Bereichen Online Marketing als auch bei den technischen Internetberufen zu Beginn des 4. Quartals bis ca. Mitte November deutlich an. Somit war der Abwärtstrend, der ab Januar 2023 einsetzte, vorläufig beendet. Ab Mitte November ging die Zahl an offenen Stellenausschreibungen allerdings wieder deutlich zurück, was aber angesichts der beginnenden Winterpause nicht ungewöhnlich ist. Im Vergleich der Quartale 3 und 4 (Dezember zu September 2023) ging die Nachfrage nach Internetspezialisten im Bereich der technischen Internetberufe nur um -1 Prozent zurück. Bei den Online-Marketing-Berufen fiel der Rückgang mit einem Minus von 21 Prozent deutlich größer aus. Insgesamt sank die Nachfrage von Ende Q3 zu Ende Q4 2023 um -13 Prozent. Von einer Erholung auf dem Stellenmarkt für Internetfachkräfte kann also zum Jahreswechsel 2023/2024 noch keine Rede sein – erste Zahlen für Anfang Januar 2024 bestätigen dies. Allerdings liegen bei einigen Job Roles die Werte doch deutlich über denen des Vorquartals, wie unsere folgenden Analysen zeigen werden.

Die Situation im Bereich der technisch orientierten Internetberufe

WE-Arbeitsmarktanalyse Jobrole-Verlauf für IT-Berufe Update für Q4 2023
Abb. 4: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich der mehr technisch orientierten Internetberufe

Beim Vergleich der Zahlen der Stellenausschreibungen des 4. Quartals 2023 mit denen des 3. Quartals 2023 zeigt sich ein eher positives Bild.

Die Nachfrage stieg bei folgenden Job Roles im Vergleich zum Vorquartal:

  • PHP-Entwickler: +41 %
  • Javascript-Developer +17 %
  • Scrum-Master: +15 %
  • Webdesigner: +21 %

Einen Rückgang gab es bei diesen beiden Berufsbildern:

  • Webentwickler: -29 %
  • App-Entwickler: -40 %

Insgesamt ist also im 4. Quartal die Nachfrage nach Internetexperten im Bereich der technischen Job Roles angestiegen, wobei die zum Jahresende übliche Pause bei diesen Berufen sich dieses Mal kaum bemerkbar macht.

Die Situation im Online-Marketing-Bereich

WE-Arbeitsmarktanalyse Job-Role-Übersicht für Online Marketing Berufe - Update für Q4 2023
Abb. 5: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich Online Marketing

Im Bereich der von uns untersuchten Online-Marketing-Berufe sieht es zum Ende des 4. Quartals umgekehrt aus: Bei fast allen Job Roles gab es in der Nachfrage im Vergleich zum Vorquartalsende einen Rückgang.

Davon betroffen sind folgende Berufsbilder:

  • Online Marketing Manager: -27 %
  • Webanalyst: -64 %
  • SEO Manager: -41 %
  • SEA Manager: -40 %
  • Content Marketing Manager: -5 %

Die einzige positive Entwicklung beobachten wir beim Social Media Manager mit einem Plus von 30 %.

Da die Zahl der Stellenausschreibungen zu Beginn des 4. Quartals 2023 deutlich anstieg und die Nachfrage erst gegen Ende des Jahres wieder nachließ, gehen wir davon aus, dass die ausgeschriebenen Positionen relativ schnell besetzt werden konnten. Eine Abschwächung der Nachfrage über den Jahreswechsel hinweg ist bei diesen Berufsbildern und in diesem Marktsegment normal, denn viele Unternehmen pausieren über den Jahreswechsel auch ihre Stellenausschreibungen. So gesehen sollten die o. g. Zahlen nicht überbewertet oder als Anzeichen einer Trendumkehr gedeutet werden.

Fazit

Der Abwärtstrend der ersten drei Quartale 2023 hat sich im 4. Quartal nicht fortgesetzt. Im Gegenteil: Zu Beginn von Q4 2023 ging es in der Nachfrage nach Internetexperten wieder etwas bergauf. Etwas zeitverzögert ist dieser Anstieg der Nachfrage auch in den Statistiken der Arbeitsagentur für den gesamten Arbeitsmarkt zu erkennen. Gründe hierfür sind: Viele Unternehmen schalten ihre Stellenanzeigen am Jahresende so, dass zeitlich noch Abstand zur Winterpause besteht, die vor den Weihnachtsfeiertagen einsetzt und sich bis in die 2. Januarwoche des Folgejahres erstreckt. So bleibt vor den Feiertagen noch Zeit, eingehende Bewerbungen zu sichten und evtl. Vorstellungsgespräche durchzuführen. Dass wir gegen Ende 2023 wieder einen Rückgang in der Nachfrage beobachteten, ist der o.g. Winterpause zuzurechnen.

Rückblickend auf das gesamte Jahr 2023 stellen wir allerdings fest, dass der Arbeitsmarkt für Internetfachkräfte nachfrageseitig noch vielen Schwankungen ausgesetzt ist und sich weit entfernt von den Höhenflügen während der Corona-Jahres 2022 bewegt – und wahrscheinlich diese Höhen vorerst auch nicht mehr erreichen wird. Bezogen auf die Zeit vor der Corona-Pandemie bleibt es aber dabei, dass sich die Nachfrage auf einem deutlich höheren Niveau eingependelt hat.

Auch wenn die Pandemie immer stärker in den Hintergrund rückt: Es belasten andere Faktoren wie z. B. der Ukrainekrieg weiterhin die weltwirtschaftliche Lage und die Unternehmen. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Nachfragesituation nach Internetfachkräften auch in diesem Jahr starken Schwankungen unterliegen wird. Wir rechnen für die 1. Jahreshälfte mit einem langsamen Anstieg, denn Frühjahr und Frühsommer sind traditionell diejenigen Monate, in denen wieder vermehrt Arbeitnehmer gesucht und eingestellt werden. Für Stellensuchende oder Wechselwillige bedeutet das, dass die Chancen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, tendenziell wieder steigen, aber nicht so gut wie 2022 werden.

Stellensuchende sollten sich also auf Bewerbungen im Hinblick auf ihre Unterlagen (Anschreiben, Lebenslauf etc.) gründlich und optimal vorbereiten und dabei auch ihren Wissensstand und ihre Fachkompetenzen selbstkritisch überprüfen. Wo gibt es Wissenslücken oder Nachholbedarf? Welche Fachkompetenzen würden das eigene Skillset perfekt ergänzen und die Chancen, eine Stelle zu finden, erhöhen? Sich diese Fragen zu stellen ist wichtig, weil die Situation auf dem Stellenmarkt für Stellensuchende nach wie vor angespannt bleiben wird: Viele Bewerber kommen auf eine im Vergleich zu 2022 wesentlich geringere Zahl an Stellenausschreibungen. Bewerber können in dieser kompetitiven Situation durch aktuelles Wissen und Teilnahme an Fortbildungsmaßnahmen und entsprechenden Zertifizierungen punkten und sich für Bewerbungsverfahren Vorteile verschaffen. Zahlreiche Bildungszentren und Akademien bieten staatlich zertifizierte Weiterbildungen an, die z. B. per Bildungsgutschein über die Agentur für Arbeit zu 100 % förderfähig sind – dies in bestimmten Konstellationen übrigens auch für Berufstätige. Stellensuchende können sich hierzu bei den jeweiligen Anbietern wie auch bei der Agentur für Arbeit erkundigen und an für sie nützliche Weiterbildungen u. U. sogar in Teilzeit – also neben dem aktuellen Job – teilnehmen.

Webmasters Europe e. V. bietet international anerkannte und staatlich zugelassene Zertifizierungen an, die entsprechenden Weiterbildungsprogramme werden von WE-autorisierten Trainingszentren angeboten, die auch entsprechende Beratung anbieten.

Im 2. Quartal 2024 werden wir den weiteren Verlauf der Nachfrage auf dem deutschen Stellenmarkt für das 1. Quartal 2024 wieder analysieren und die Ergebnisse vorstellen und diskutieren.

Referenzen

Kategorien: Arbeitsmarkt

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