Tipps zur Vorbereitung auf Prüfungen nach dem Multiple-Choice-Verfahren
Haben Sie sich schon einmal einer Prüfung nach dem Multiple-Choice-Verfahren (MC-Verfahren) gestellt? Viele kennen das z. B. aus der Führerscheinprüfung: Sich auf so eine Prüfung vorzubereiten ist nicht einfach. Schließlich weiß man nicht, welche Fragen konkret gestellt werden und ob einem die Zeit für die Beantwortung aller Fragen reichen wird. Bei unzureichender Vorbereitung kann es dann schon mal passieren, dass man sie nicht im ersten Anlauf besteht.
Die Rolle von MC-Prüfungen
In der beruflichen Aus- und Weiterbildung gibt es neben einem Teilnahmezertifikat oft auch eine Zertifizierung auf Basis einer Abschlussprüfung. Hier kann es sich z.B. um eine mündliche und/oder schriftliche Prüfung, eine Projektarbeit oder um eine Prüfung nach dem Multiple-Choice-Verfahren (MC-Verfahren) handeln. Letztere bietet für den Prüfungsanbieter den Vorteil, dass die Bewertung der Prüfungsfragen automatisiert werden kann. Das spart gegenüber einer manuellen Bewertung nicht nur Zeit, sondern vermeidet auch evtl. Fehler, die bei einer manuellen (und manchmal auch subjektiven) Bewertung vorkommen können. Der Vorteil für die Prüflinge ist, dass ein erfolgreich bestandener MC-Test zeigt, dass sie objektiv nachweisbar über ein bestimmtes Knowhow im jeweiligen Fachgebiet verfügen. So wundert es nicht, dass beispielsweise die Zertifizierungen von Google in der Google Academy Online-Tests nach dem MC-Verfahren sind. Und auch die vom Webmasters Europe e.V. international anerkannten Zertifizierungen basieren auf Prüfungen nach dem Multiple-Choice-Verfahren.
Aber auch in Bewerbungsverfahren werden Sie immer öfter auf MC-Tests stoßen. Die Ergebnisse spielen dann eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Bewerber. Der Grund: Viele Arbeitgeber möchten sich in Bewerbungsverfahren nicht mehr ausschließlich auf Lebensläufe, Arbeitszeugnisse und persönliche Eindrücke verlassen. Mit diesen Tests möchten sie sich dahingehend absichern, dass der/die Bewerber/in im Hinblick auf die gefragten fachlichen Qualifikationen auch tatsächlich über das erforderliche Wissen verfügt. So gesehen kann es nicht schaden, wenn Sie mit den Besonderheiten derartiger Prüfungen vertraut sind.
Aber wie bereitet man sich am besten auf MC-Prüfungen vor?
In diesem Artikel möchte ich Ihnen einige Tipps und Hinweise geben, mit denen Sie sich optimal auf MC-Prüfungen vorbereiten können.
Tipp 1: Wissen, was auf einen zukommt
Es ist sehr wichtig, dass Sie vorab in Erfahrung bringen, wie der MC-Test konkret ausgestaltet ist. Es gibt unterschiedliche Varianten von MC-Tests. Zum Beispiel gibt es MC-Tests, bei denen immer nur eine einzige Antwort richtig ist. Bei anderen und auch bei WE können es auch mehrere oder sogar (in Ausnahmefällen) alle sein (diese Variante wird auch als Multiple Response Test bezeichnet). Manche haben immer dieselbe Anzahl an Antwortoptionen und bei anderen kann sie wiederum variieren.
Klären Sie deshalb vorab folgende Fragen:
- Wie läuft die Prüfung genau ab? (z. B. Offline oder Online? Evtl. technische Voraussetzungen etc.)
- Wie ist das Zeitlimit je Frage?
- Um welche Art Multiple-Choice-Prüfung handelt es sich? Gibt es z. B. immer nur eine korrekte Antwort oder können evtl. auch mehrere oder sogar alle korrekt sein?
- Bei wie viel Prozent richtig beantworteter Fragen haben Sie den Test bestanden? Die meisten MC-Tests vergeben keine Noten, sondern nur »bestanden« oder »nicht bestanden«. Evtl. wird noch die erreichte Prozentzahl im Zertifikat angegeben.
- Können bereits beantwortete Prüfungsfragen nachträglich verändert werden oder muss ich beim ersten Versuch richtig liegen?
- Wenn ich eine Frage überspringe: Kann ich sie nachträglich beantworten, wenn mir Zeit dafür übrigbleibt?
- Wie ist das Bewertungsschema? Gibt es beispielsweise je korrekt angekreuzter Antwortoption Bonus-Punkte oder gibt es nur »richtig« und »falsch«?
- Gibt es eine Übungsmöglichkeit, bei der ich einen ähnlichen Multiple-Choice-Test ohne Bewertung ausprobieren kann?
- Welche Regeln gelten für die Prüfung? (Prüfungsordnung etc.)
Antworten auf diese Fragen in Bezug auf die Zertifizierungen des Webmasters Europe e.V. finden Sie auf der Seite Zertifizierungen bei den jeweiligen Zertifizierungen. Dort können Sie auch kostenlos Übungsklausuren absolvieren. Lesen Sie hierzu bitte auch die WE-Prüfungsordnung.
Die Antworten auf diese Fragen geben Ihnen wertvolle Hinweise zum Typ und Ablauf des MC-Tests. So können Sie sich besser darauf einstellen und vorbereiten.
Nun haben Sie sich erkundigt, wie die Prüfung konkret abläuft, um welche Art von MC-Test es sich handelt und was Sie grundsätzlich beachten müssen. Wie bereiten Sie sich nun optimal auf die Prüfung vor?
Tipp 2: Lernmaterial auf wesentliche Inhalte und Aussagen prüfen und studieren
Natürlich ist es Grundvoraussetzung, dass Sie sich mit dem Lernstoff intensiv beschäftigen. Damit allein, sind Sie aber noch nicht unbedingt optimal für einen MC-Test vorbereitet. Was haben Sie also bei dieser besonderen Prüfungsform zu erwarten?
Grundsätzlich gilt: Prüfungen nach dem Multiple-Choice-Prinzip unterliegen strengen gesetzlichen Anforderungen. Sie dürfen beispielsweise keine Fangfragen enthalten oder Fragen stellen, die nicht glasklar auf Grundlage des im Unterricht und Lernmaterial vermittelten Wissens beantwortbar sind. Sie haben also sicher keine Fragen zu beantworten, die sich z. B. nur auf Fußnoten, weiterführende Literatur und Links oder Nebensächliches beziehen. Aber: Bis zu einem gewissen Grad darf geprüft werden, ob Sie die Zusammenhänge auch tatsächlich verstanden haben. Es dürfen also auch sog. Verständnisfragen gestellt werden. Schließlich erwirbt man eine Fachkompetenz in einem neuen Bereich nicht einfach nur durch Auswendiglernen.
Deshalb: Prüfen Sie beim Durcharbeiten des Lernmaterials, welche Themengebiete im Vordergrund stehen und studieren Sie diese gründlich! Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben: Lassen Sie sich von einem Freund oder einer Freundin zu den Themen befragen. Versuchen Sie, wichtige Kernaussagen und Fachbegriffe nicht nur auswendig zu lernen, sondern erläutern Sie diese einer anderen Person. Lesen Sie die Lernunterlagen nicht einfach nur: Arbeiten Sie z. B. Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Übungen und Wissensfragen zum Selbsttest (falls vorhanden) durch. Nehmen Sie sich hierfür die nötige Zeit und behalten Sie die Nerven, wenn Sie eine Übung nicht gleich beim ersten Mal schaffen oder eine Frage nicht im ersten Anlauf richtig beantwortet haben. Forschen Sie nach, warum Ihnen der Fehler unterlaufen ist. Haben Sie im Lernstoff etwas übersehen oder missverstanden? Fragen Sie im Zweifelsfall bei Ihrem/r Dozenten/in oder Tutor/in nach. Fleiß und Gründlichkeit in der Vorbereitung zahlen sich hinterher in der Prüfung aus! Je aktiver Sie sich mit den Lerninhalten auseinandersetzen, desto leichter prägt sich Wichtiges ein und umso besser erkennen Sie komplexere Zusammenhänge.
Tipp 3: Prüfungsfragen und Antwortoptionen richtig lesen und verstehen
Sie haben sich nun so weit wie möglich fachlich auf die Prüfung vorbereitet. Reicht das?
Das kommt darauf an, ob Sie schon über etwas Erfahrung mit MC-Tests verfügen. Wenn Sie noch nie oder nur vor sehr langer Zeit einen MC-Test absolviert haben, möchte ich Ihnen noch ein paar Hinweise und Tipps mit auf den Weg geben: Z. B. mit welcher Art von Fragenstellung Sie rechnen müssen und worauf Sie generell bei MC-Fragen und -Antwortoptionen achten sollten.
Einige häufige Frageformen:
- Vor/Nachteil- bzw. Pro-/Kontra-Fragen. Beispiel: »Welche grundlegenden Vorteile hat Methode X gegenüber Methode Y?«
- Richtig/Falsch-Fragen: »Was ist die korrekte Definition von XY?«
- Fragen mit einem Beispiel oder Beispiel-Szenario: Hier wird einleitend ein Beispiel gegeben oder Szenario kurz beschrieben, auf das sich die Frage bezieht. Beispiel: »Ein Unternehmen hat einen Newsletter an seine Abonnenten verschickt, wovon einige als nicht zustellbar zurückkamen. Wie lautet im E-Mail-Marketing der Fachbegriff für solche Rückläufer?«
- Wissensfragen: »Was versteht man im Fachbereich XY unter dem Begriff YZ?« oder typische Quizfragen: »Welche Aussage stammt von Prof. XY?«
- Verständnisfragen wie z. B. »Ihr Kunde XY möchten von Ihnen, dass Sie das Projekt XY auf Basis folgender drei Kriterien durchführen: a, b und c. Welche Vorgehensweise eignet sich hierfür am besten?«
- Fragestellung auf Basis einer Verneinung (Negation): »Welche der folgenden Kriterien erfüllt Methode XY nicht?«
- Fragestellung mit Bezug auf eine Beispielabbildung. Diese muss natürlich direkt in der Frage abgebildet sein (Verweise auf das Lernmaterial sind an dieser Stelle nicht zulässig). Z. B.: »Bei dem abgebildeten Suchergebnis aus google.de handelt es sich um Suchergebnis vom Typ?«
- Fragestellung mit Satzvervollständigung: »Die Projektmanagement-Methode XY wird in der Regel eingesetzt, wenn…«. Die Antwortoptionen ergänzen dann den Satz entsprechend.
- Bei Prüfungen zu Programmiersprachen können Sie natürlich auch Fragen zur korrekten Syntax erwarten.
Lesen Sie die Fragen sehr aufmerksam: Der Wortlaut ist entscheidend. Wenn Sie beispielsweise die Verneinung übersiehen, werden Sie die richtigen Antworten ankreuzen statt der falschen …
Je nach Art des MC-Tests und der Fragestellung können ein oder mehrere (in Ausnahmefällen sogar alle) Antwortoptionen richtig sein. In seriösen MC-Tests muss es mind. eine richtige Antwort geben. Wenn Sie bei einer Frage unsicher sind: Halten Sie sich nicht zu lange damit auf und raten Sie nicht. MC-Tests haben in der Regel vier oder fünf Antwortoptionen. Die Ratewahrscheinlichkeit liegt dann bereits unter 25% bzw. 20% - wenn es nur eine Antwortoption gibt, bei mehreren liegt sie weit darunter. Ihre Rate-Chancen sind also relativ gering.
Besser: Bei einigen MC-Tests dürfen Sie zu nicht beantworteten Fragen zurückspringen, vorausgesetzt Ihnen bleibt am Ende noch etwas Zeit übrig. Vergeuden Sie also nicht zu viel Zeit mit einer schwierigen Frage.
MC-Prüfungen enthalten Fragen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. In den meisten MC-Tests werden die Fragen nach dem Zufallsprinzip aus einem Fragepool gezogen und gemischt: Gehen Sie also nicht davon aus, dass der Schwierigkeitsgrad der Fragen kontinuierlich ansteigt. Es kann durchaus vorkommen, dass der Test gleich mit einer sehr schwierigen Frage beginnt. Verlieren Sie nicht die Nerven und beißen Sie sich nicht an einer schwierigen Frage fest. Gehen Sie mit dem Zeitlimit ökonomisch um!
Was die Antwortoptionen betrifft: Bei guten MC-Prüfungen sind die Falschantworten (sog. Distraktoren) nicht auf Anhieb als solche erkennbar. Sie sind so konzipiert, dass sie nur dann »auffliegen«, wenn Sie sich im jeweiligen Fachgebiet wirklich auskennen bzw. auf dem Laufenden sind.
Ein Beispiel:
Frage: »Airbus-Vorstandsvorsitzender Tom Enders verkündete im Februar 2019 das Produktion-Aus für den A380. Wie begründete er dies?«
- Antwort 1: »Die Produktionskosten für den A380 sind zu hoch geworden.«
- Antwort 2: »Der A380 ist bei den Flugpassagieren unbeliebt geworden.«
- Antwort 3: »Für den A380 gibt es keinen nennenswerten Auftragsbestand mehr.«
- Antwort 4: »Der A380 verbraucht zu viel Kerosin und ist somit zu teuer geworden.«
Alle Antwortoptionen klingen (zumindest für Outsider) plausibel. Dennoch ist nur Antwort 3 korrekt (siehe z. B. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/airbus-verkuendet-aus-fuer-das-groesste-passagierflugzeug-a380-16040564.html). Beachten Sie: Die Fragestellung fragt nicht nach den Ursachen des Produktionsstopps (hier gibt es natürlich einige), sondern nach der offiziellen Begründung des Airbus-Vorstandsvorsitzenden Tom Enders.
Dies ist natürlich nur ein einfaches Beispiel. Versuchen Sie doch einmal, eine MC-Frage zu entwickeln! Wie könnte beispielsweise eine Frage lauten, die mehr nach den Hintergründen des Produktionsstopps fragt? Wie könnten die Antwortoptionen lauten?
Sie werden sehen, dass die Entwicklung von MC-Fragen nicht einfach ist. Für die Vertiefung des Lernstoffes und die Vorbereitung auf die Prüfung ist dies allerdings eine hervorragende Übung! Empfehlenswert sind auch Konzentrationsübungen. Je nachdem, wie viele Fragen Sie in einer MC-Prüfung beantworten müssen, ist es wichtig, dass Sie über die gesamte Zeit konzentriert sind und Ihre Konzentration bis zum Ende durchhält. Auch die Konzentration können Sie schulen, indem Sie z. B. verschiedene Konzentrationsübungen durchführen (siehe weiterführende Links am Ende des Artikels).
Fazit:
Natürlich spielen bei Prüfungen immer auch psychologische Faktoren eine Rolle: Eine gewisse Nervosität und Unsicherheit ist normal. Diese können Sie aber auch dadurch reduzieren, dass Sie vorher an einer Übungsklausur teilnehmen.
Ansonsten: Wie wäre es mal mit einem etwas spielerischen Zugang zu dem Thema? Auf https://www.fragespiel.com können Sie z. B. unterschiedlichste Quiz-Formen zu verschiedensten Themen ausprobieren.
Hier ein paar weiterführende Links zum Thema:
- https://de.wikihow.com/Einen-Multiple-Choice-Test-bestehen
- Konzentrationsübungen auf karrierebibel.de
- https://www.webmasters-fernakademie.de/blog/lernenundarbeiten/sie-schaffen-das-11-tipps-zur-selbstorganisation-im-fernstudium
- https://www.webmasters-fernakademie.de/blog/lernenundarbeiten/11-tipps-zur-motivation-im-fernstudium
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