Arbeitsmarktanalyse 2019: Stellenmarkt in Deutschland für Internetfachkräfte ist trotz eingetrübter wirtschaftlicher Situation robust
24.05.2019 08:30 von Robert von Heeren
Inhalt
- Zusammenfassung
- Erkenntnisse aus den Job-Role-Analysen
- Erkenntnisse aus den Skillset-Analysen
- PDF-Download der Arbeitsmarktanalyse 2018
- Referenzen
Zuammenfassung
Allgemeine Situation am Arbeits- und Stellenmarkt im Mai 2019
Rückblick auf das Jahr 2018:
Der Arbeitsmarkt für IT-Spezialisten war im Jahr 2018 für Bewerber ausgesprochen günstig. Im Vergleich zum Vorjahr konnte beispielsweise der Branchenverband Bitkom bei den Stellenangeboten eine Zunahme um 49% verzeichnen: Über 82.000 Stellen waren Bitkom zufolge zu besetzen [1]. Im Vergleich zu 2017, wo die Zunahme 7,8% betrug [2], ein außergewöhnlicher Zuwachs. Kernaussage von Bitkom im Dezember 2018: »IT-Fachkräftemangel spitzt sich zu«. [1] Wie wir in unserer Arbeitsmarktanalyse später ausführen werden, stellt sich die Situation aktuell allerdings etwas anders dar.
Die Agentur für Arbeit ermittelte für das Studienjahr 2017/2018 bei der Nachfrage nach IT-Fachleuten ein Plus von 16% gegenüber dem Vorjahr bei insgesamt 20.000 gemeldeten offenen Stellen. Gleichzeitig sank dabei die Zahl der Arbeitslosen, die eine IT-Tätigkeit anstrebten, gegenüber dem Vorjahr um 8 % auf insgesamt 23.000. Aus Sicht der Arbeitsagentur hat sich der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte im Jahr 2018 weiterhin sehr gut entwickelt [2]. »Der Arbeitsmarkt für IT-Fachleute hat sich 2018 sehr gut entwickelt. Nach wie vor gibt es nur wenig Arbeitslose mit IT-Berufen. Das Vordringen der Informatik in nahezu alle Arbeits- und Lebensbereiche geht einher mit einem überdurchschnittlichen Zuwachs an Arbeitsplätzen für Computerfachleute in den letzten Jahren. Die Nachfrage nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewegte sich, gemessen am Bestand der 2018 bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Stellen, auf Höchstniveau. Gleichzeitig hatten Unternehmen Schwierigkeiten, ihre vakanten Stellen für hochqualifizierte Expertinnen und Experten in der Softwareentwicklung und Anwendungsberatung zu besetzen.« heißt es in der Publikation Blickpunkt Arbeitsmarkt – IT Fachleute (April 2019) [3].
In dieser Publikation stellt die Agentur außerdem fest: »Von den 54.000 Stellenmeldungen im Jahr 2018 richtete sich der größte Teil an Expertinnen und Experten, deren Qualifikation einem mindestens vierjährigen Studium entspricht (48 Prozent).«
Ähnliches stellte die Arbeitsagentur bereits in ihrer gleichnamigen Studie vom März 2018 fest. Das zeigt: Die Anforderungen an IT-Fachleute sind weiterhin hoch.
Die aktuelle Situation (Mai 2019):
Auch wenn unsere Arbeitsmarktanalyse, die wir jährlich im Monat Mai durchführen, nur eine Momentaufnahme der Situation auf dem Stellenmarkt in Deutschland ist: Über fast alle Job Roles hinweg ist ein deutlicher Rückgang an Stellenausschreibungen im Internet (Jobbörsen, Stellenmärkte, Zeitungen etc.) hinweg zu verzeichnen, was offensichtlich eine Folge der aktuellen globalen wirtschaftlichen Entwicklung ist, die sich allmählich auf die deutsche Wirtschaft auswirkt. So stellt der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des Statistisches Bundesamtes in seiner im März 2019 publizierten Konjunkturprognose fest: »Das Expansionstempo der deutschen Volkswirtschaft hat merklich nachgelassen. […] Gleichzeitig hat sich die Grunddynamik der deutschen Wirtschaft verlangsamt. Nachfrageseitig geht dies vor allem auf eine deutlich schwächere Exportnachfrage aus wichtigen Absatzmärkten zurück. Angebotsseitig spielen die in vielen Branchen erreichten Kapazitätsgrenzen und bestehenden Arbeitskräfteengpässe eine Rolle. Vor diesem Hintergrund revidiert der Sachverständigenrat seine Wachstumsprognose für das Jahr 2019 nach unten und erwartet für die Jahre 2019 und 2020 jahresdurchschnittliche Zuwachsraten des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,8 % und 1,7 %.« [5]
Erkenntnisse aus den Job-Role-Analysen
In dieser Analyse haben wir den Arbeitsmarkt für Internet-Fachkräfte eingehend betrachtet. Da wir letztes Jahr im Fachbereich Online Marketing viele neue Berufsprofile und Stellenbezeichnungen in unsere Analyse aufgenommen haben, betrachten wir dieses Mal die mehr technisch orientierten Internetberufe und die Online-Marketing-Berufe getrennt.
Die gegenwärtige Zahl der Stellenausschreibungen ist im Vergleich zum Vorjahr in fast allen überprüften Job Roles mit -14 % deutlich zurückgegangen. Einzige Ausnahme bildet die Zahl der Ausschreibungen zum Webdesigner, die zwar in der Gesamtbetrachtung niedrig, im Vergleich zum Vorjahr aber um 31 Prozent gestiegen ist. Wie im Vorjahr sind wieder Web-Entwickler, die über Kenntnisse in mehreren Programmiersprachen verfügen und ausgewiesene PHP-Entwickler auf dem Stellenmarkt am meisten gefragt. Einen ähnlichen Anstieg hatten wir bereits in unserer letzten Arbeitsmarktanalyse vom Mai 2018 bemerkt: Dieser Trend setzt sich offensichtlich fort. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass die Entwicklung von Website-Frontends (also nicht nur das grafische Konzept dafür) immer häufiger von Webdesignern mit fundierten Programmierkenntnissen durchgeführt wird. Wir haben aber auch viele Stellenausschreibungen gefunden, in denen die beiden Jobprofile »Web-Entwickler / Webdesigner« im Jobtitel auftauchten. Offensichtlich erwarten viele Arbeitgeber hier eine ganzheitliche Sichtweise sowohl auf die technischen (z. B. Programmierung von Frontend-Layouts mit SCSS/Sass, Bootstrap etc.) sowie Design-Aspekte (Usability, UI & UX, responsive Design etc.).
Die Situation im Online-Marketing-Bereich:
Auch im Fachgebiet Online-Marketing sind derzeit insgesamt mit -32% deutlich weniger Stellen ausgeschrieben als im Mai 2018, wobei nach wie vor Fachkräfte mit disziplinübergreifenden Online-Marketing-Kompetenzen am häufigsten gesucht werden.
Zur Erläuterung: Die Abfrage nach Jobtiteln, die den Zusatz »Online Marketing« beinhalten, ergab, dass neben Online Marketing Managern oft auch andere Berufe ausgeschrieben werden wie z. B. »Webanalyst Online Marketing« oder »Projektmanager Online Marketing«. Es handelt sich hier um Ausschreibungen, bei denen der Schwerpunkt der Tätigkeit im Online Marketing liegt, die aber nichts mit dem klassischen Jobprofil des Online Marketing Managers zu tun haben. Hier wird ein Trend erkennbar, dass neben den Experten für Online Marketing (den Online Marketing Managern) eben immer häufiger auch andere Experten wie beispielsweise Webanalysten gesucht werden, die aber deren Expertise in den Online Marketing Bereich einbringen sollen. Natürlich sind bei dieser Abfrage auch die Ausschreibungen zum Online Marketing Manager enthalten (in obiger Abbildung separat dargestellt). Die Nachfrage nach diesen Experten ist im Vergleich zum Vorjahr sogar etwas größer als nach Jobprofilen mit Bezug zum Social Media Bereich.
Angesichts der über fast alle Job Roles hinweg geringeren Zahl an Ausschreibungen ist es bemerkenswert, dass sich dies gegenwärtig nicht auf die Nachfrage nach SEO Managern auswirkt: Sie ist im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert. Content Marketing Manager werden derzeit sogar mit einem Plus von +5 % etwas mehr gesucht als letztes Jahr.
Was uns generell bei dieser Analyse auffällt: Die Streuung und Vielzahl an mehr oder weniger ausgeprägten Berufsbildern ist groß und wird tendenziell eher noch breiter. Anscheinend experimentieren viele Arbeitsgeber mit noch ausführlicheren und breiter angelegten Stellenprofilen, bei denen dann bereits im Jobtitel unterschiedliche Anforderungen z. B. in Bezug auf Kenntnisse in verschiedenen Online-Marketing-Disziplinen hervorgehoben und verschiedene Berufsbilder miteinander kombiniert werden (siehe o.g. Beispiel »Webanalyst Online Marketing«, ähnliches fanden wir auch bei den Job Roles mit den Zusätzen »SEA«, »SEO«, »Social Media«). Die Nachfrage nach ausgesprochenen Experten für einzelne Bereiche wie beispielsweise »Social Media Manager« oder »SEO Manager« ist deutlich niedriger. Ein möglicher Grund hierfür könnte sein, dass geringere Budgets aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Flaute die Arbeitgeber dazu zwingen, mehrere Anforderungen in einer einzigen Stelle zu bündeln. Für sehr wahrscheinlich halten wir aber auch, dass von den Arbeitgebern immer häufiger eine gewisse Interdisziplinarität gefordert wird, da die Online-Marketing-Disziplinen immer stärker zusammenwachsen und sich oft nur durch genaue Kenntnisse der gegenseitigen Synergien ein Erfolg für die Unternehmen einstellt. Auf jeden Fall werden wir diese Entwicklung zu Berufsprofil-Kombinationen im Bereich Online Marketing weiter beobachten.
Erkenntnisse aus den Skillset-Analysen
Fachgebiet Online Marketing
Am häufigsten werden – wie übrigens bereits im Vorjahr – Skills im Zusammenhang mit Social Media und Content Marketing gesucht, gefolgt von Kompetenzen im Bereich des Suchmaschinenmarketings. Während es bei den beiden erstgenannten deutliche Rückgänge in der Nachfrage gibt, stellen wir vor allem bei Skills im Bereich Suchmaschinenmarketing überraschenderweise das Gegenteil fest: Entsprechende Kenntnisse werden deutlich häufiger verlangt als im Jahr 2018. Für SEO (Suchmaschinenoptimierung) verzeichnen wir einen Anstieg der Nennungen um +33% und für SEA (Suchmaschinenwerbung) sogar ein Plus von +81%. Hier konzentriert sich der Schwerpunkt der Suchmaschinenwerbung übrigens weiterhin auf die Werbenetzwerke von Google wie z. B. Google Ads. Bei der Erwähnung des entsprechenden Skills haben wir keine Veränderung gegenüber dem Vorjahr festgestellt. Kenntnisse anderer Netzwerke für Suchmaschinenwerbung wie z. B. für Microsofts Bing Advertising werden zwar mit +308% häufiger verlangt als im vergangenen Jahr. Im Vergleich dazu sind allerdings die Nennungen von Google-Ads-Skills um den Faktor fünf häufiger.
Eine weitere Auffälligkeit ist die mit einem Plus von +412% deutlich gestiegene Nachfrage nach Skills im Bereich Affiliate und Affiliate Marketing, wobei die Auffassungen davon, was Affiliate Marketing ist, recht unterschiedlich sind. Dies wird an den Anforderungen deutlich: Mal geht es um die Betreuung, Pflege und den Ausbau entsprechender Partnernetzwerke, während in anderen Fällen es mehr um entsprechende Branchenkenntnisse und Erweiterungen oder Ergänzungen von Werbetätigkeiten im Bereich Paid Content und in Kombination mit Display Marketing geht. Angesichts der von Jahr zu Jahr stetig steigenden Kosten im Bereich der Suchmaschinenwerbung kann dieser Anstieg aber auch dafür ein Zeichen sein, dass Unternehmen verstärkt auf alternative und kostengünstigere Werbemöglichkeiten im Web setzen, was auch in Anbetracht der derzeitigen wirtschaftlichen Flaute nachvollziehbar ist.
Die größte Veränderung gegenüber dem Vorjahr in diesem Bereich ist, dass Kenntnisse in »Suchmaschinenoptimierung« in über 1.500 Online-Marketing-Stellenanzeigen mit unterschiedlichsten Jobtitel verlangt werden: ein Plus von 629%. Anscheinend setzt sich in der Branche immer mehr die Ansicht durch, dass zumindest Grundkenntnisse in Suchmaschinenoptimierung immer notwendig sind, auch dann, wenn der Tätigkeitsschwerpunkt der ausgeschriebenen Stelle auf einer anderen Online-Marketing-Disziplin wie z. B. Suchmaschinenwerbung oder Content Marketing liegt. Bewerber für den Online-Marketing-Bereich sollten hier gute Kompetenzen vorweisen und sich gegebenenfalls entsprechend weiterbilden, um sich auf dem enger werdenden Stellenmarkt einen kompetitiven Vorsprung gegenüber Mitbewerbern zu verschaffen.
Fachgebiet Webdesign:
Im Fachbereich Webdesign gibt es ebenfalls einige Überraschungen: Wie bereits in der Job-Role-Analyse aufgezeigt, ist die Nachfrage nach Webdesignern trotz der sich eintrübenden Konjunktur um 31% gestiegen. Die Skillset-Analyse weist aber einen Rückgang in der Nachfrage nach reinen Webdesign-Kenntnissen um 25% auf. Dafür werden in den Stellenausschreibungen jetzt deutlich häufiger Kompetenzen erwartet, die aus dem Bereich der Frontend-Entwicklung kommen. Am wichtigsten scheinen hier den Arbeitgebern HTML5-Kenntnisse zu sein: Das Plus beträgt gegenüber dem Vorjahr +59 %. Mit +17% verlangen einige sogar Skills in den für die Frontend-Entwicklung drei wichtigen Bereichen HTML, Stylesheet- und JavaScript-Entwicklung (CSS und JavaScript). Daraus schließen wir, dass zum Berufsbild des Webdesigners immer stärker auch Kompetenzen aus dem Bereich der Frontend-Entwicklung zählen und der Trend weggeht von der Trennung zwischen der Entwicklung eines Layout-Konzeptes und der entsprechenden programmiertechnischen Umsetzung. Von Webdesignern wird immer öfter erwartet, dass sie nicht nur Layouts und Weboberflächen konzipieren und gestalten, sondern auch selbst mit Hilfe der o.g. drei Sprachen programmieren. Gleichzeitig müssen sie nach wie vor »klassische« Kompetenzen als Grafiker vorweisen – Photoshop-Kenntnisse in der Anwendung für das Web sind mit +62% häufiger gefragt als letztes Jahr.
Ein besonderer Bereich, der mit +317% heraussticht, ist das Mediendesign: Hier geht es um die klassische Mediengestaltung z. B. für Druckerzeugnisse, aber immer öfter auch kombiniert mit Gestaltung für das Web. Angesichts dieser breiten Palette an Anforderungen wundert es nicht, dass Webdesigner immer mehr zu ausgesprochenen Allroundern werden.
Fachgebiet Webprogrammierung
Unsere Datenerhebung im Bereich Webprogrammierung zeigt, dass die Nachfrage nach Skills im Bereich JavaScript und Java dieses Jahr niedriger ist, was aber u.a. auch auf die eingangs erwähnte Tatsache zurückzuführen ist, dass dieses Jahr generell und speziell auch im Bereich der Webentwicklung und -programmierung deutlich weniger Stellen ausgeschrieben sind als im Mai 2018. Angesichts dessen ist der drastische Nachfrageanstieg um +169% nach Webprogrammierern mit soliden PHP-Kenntnissen bemerkenswert. Auch wenn sich die Gesamtzahl an entsprechenden Skill-Nennungen und Jobs im Vergleich zu beispielsweise JavaScript auf einem deutlich niedrigeren Niveau bewegt: Offensichtlich sind PHP-Kenntnisse auf dem deutschen Stellenmarkt derzeit sehr gefragt. Dies überrascht, da PHP nicht zu den beliebtesten Programmiersprachen zählt: Gemäß dem »Popularity of Programming Language«-Index [6] liegt PHP nur auf Platz 5 (Deutschland, Mai 2019) mit leicht sinkender Tendenz gegenüber dem Vorjahr. An erster Stelle dieses Rankings (auch weltweit) steht übrigens die Programmiersprache Python, die sich auch in unserer Skillset-Auswertung mit einem kleinen Plus von 2% gegen den rückläufigen Trend stemmt. Andere Sprachen wie beispielsweise Perl, Scala oder Ruby spielen hingegen eine immer geringere Rolle auf dem Stellenmarkt.
Unterbereich Programmier-Frameworks und -Bibliotheken:
Erwartungsgemäß werden Skills in Bezug auf Kenntnisse verschiedener Frameworks und Bibliotheken aufgrund der im Vergleich zum Vorjahr geringeren Zahl an Stellenausschreibungen rein quantitativ betrachtet weniger häufig erwähnt. Mit einer Ausnahme: Die um +151% gestiegene Nachfrage nach Skills im Umgang mit der Frontend-Bibliothek zur Erstellung von User Interfaces zeigt, dass die Beliebtheit von React immer größer wird – ein Trend, den wir bereits in unserer Arbeitsmarktanalyse 2018 feststellen konnten. Hier betrug die Steigerungsrate +120%. Die Nachfrage nach der serverseitigen Plattform Node.js befindet hingegen relativ unverändert auf Vorjahresniveau.
Fachgebiet Datenbanken
In diesem Fachbereich werden derzeit mit einem Plus von +47% besonders häufig Skills im Bereich der Einrichtung und Administration von Oracle-Datenbanken gefordert, gefolgt von MySQL (+31%), nosql (+42%) und PostgresSQL (+19%). Skills in Bezug auf Microsoft SQL werden hingegen mit einem Minus von 24% seltener in Stellenausschreibungen gefordert. Kenntnisse in den beiden NoSQL-Datenbanken mongodb und redis spielen zurzeit verhältnismäßig betrachtet nur eine deutlich untergeordnete Rolle.
Fachgebiet Vorgehensmodelle
Bei den Projektmethoden und -Techniken liegt die Nachfrage nach Kenntnissen in SCRUM in Bezug auf Webprojekte vorne und bleibt stabil auf Vorjahresniveau. Kenntnis anderer Modelle bzw. Techniken wie beispielsweise Clean Code, Domain Driven Design, TDD und XP sind derzeit weniger nachgefragt als im letzten Jahr. Nur bei dem Vorgehensmodell Kanban gibt es in Bezug auf den Einsatz in Webprojekten eine Nachfragesteigerung von +15%. Die Nachfrage nach Projektleitern, die über Skills in Bezug auf DevOps verfügen liegt dieses Jahr ungefähr auf dem Niveau von XP, spielt also im Vergleich zu den vorgenannten Vorgehensmodellen auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Rolle.
Fachgebiet Netzwerkadministration
Im Fachbereich Netzwerkadministration gibt es in Bezug auf die Erwähnung entsprechender Skills nur eine nennenswerte Veränderung: mit einem Plus von +83% werden Kenntnisse in Bezug auf Administration von Linux-Systemen deutlich häufiger gesucht als im Vorjahr. Auch bei Skills in Bezug auf die Unix-Administration liegt die Nachfrage derzeit um +32% höher als im Jahr 2018. Die Nachfrage nach anderen Skills im Bereich Netzwerkadministration ist zwar stabil, aber weiterhin auf deutlich niedrigerem Niveau.
Fazit:
Der Stellenmarkt für Internetfachkräfte ist trotz der sich derzeit eintrübenden wirtschaftlichen Situation robust. Wir haben zwar im Vergleich zum Vorjahr in Bezug auf die von uns recherchierten Job Roles einen 26-prozentigen Rückgang an Stellenausschreibungen ermittelt, mit derzeit ca. 5.600 offenen Stellen sind Internetfachkräfte unterschiedlichster Fachbereiche aber nach wie vor auf dem deutschen Stellenmarkt sehr gefragt.
Dabei stellen wir fest, dass sich ein wichtiger Trend des Vorjahres fortsetzt und durch den Rückgang an Stellenausschreibungen sogar noch etwas stärker wird: Die Ansprüche der Arbeitgeber an die Qualifikationen der Bewerber steigen, sowohl was die Tiefe wie auch die Breite der Fachkenntnisse betrifft. Dies zieht sich durch alle Qualifikationsebenen vom Einsteiger/Junior bis hin zum Senior oder Leiter.
Aus diesem Grund ist es für Internetfachkräfte noch wichtiger als im letzten Jahr, möglichst up-to-date zu sein und evtl. Wissenslücken über Weiterbildungen zu schließen und sich zu gefragten Spezialthemen wie beispielsweise React bei Web- und JavaScript-Entwicklern oder Suchmaschinenoptimierung bei Online Marketing Managern zertifizieren zu lassen. Wer um solche neuen Trends bisher noch einen Bogen gemacht hat, sollte sich jetzt überlegen, sich in entsprechende Themenbereiche z. B. mit Hilfe von Weiterbildungen einzuarbeiten und Kompetenzen anzueignen.
Wir wissen natürlich nicht, ob der aktuelle Rückgang an Stellenausschreibungen nur ein Zeichen einer vorübergehenden konjunkturellen Delle oder einer beginnenden Konjunkturflaute ist. Momentan führt dieser Rückgang jedenfalls zu einer verschärften Konkurrenzsituation unter den Bewerbern. Wer sich über Seminare, Online-Kurse und Zertifizierungen beruflich weiterbildet, wird sich damit auf dem Bewerbermarkt Wettbewerbsvorteile verschaffen.
Stellensuchende sollten in diesem Zusammenhang sehr genau prüfen, welche Skills derzeit besonders gefragt sind und sich bei Bedarf ganz gezielt entsprechende Weiterbildungen und Kurse aussuchen. Je nachdem, aus welcher Situation man sich heraus bewirbt (Stellenwechsel, Arbeitslosigkeit, berufliche Veränderung, Berufseintritt etc.) gibt es zahlreiche Fördermöglichkeiten und Förderprogramme, sodass oft zumindest einen Teil der Kosten einer Weiterbildung übernommen bzw. bezuschusst wird.
PDF-Download der Arbeitsmarktanalyse 2019:
Diese Informationen und weitere Ergebnisse unserer Arbeitsmarktanalyse 2019 finden Sie in der Datei Arbeitsmarktanalyse_2019.pdf im Download-Bereich von WE.
Referenzen
- https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/82000-freie-Jobs-IT-Fachkraeftemangel-spitzt-sich-zu
- https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/55000-Jobs-fuer-IT-Spezialisten-sind-unbesetzt.html
- https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/51000-offene-Stellen-fuer-IT-Spezialisten.html
- https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berufe/generische-Publikationen/Broschuere-Informatik.pdf
- https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/fileadmin/dateiablage/Konjunkturprognosen/2019/KonUpdate_2019_03_19.pdf
- http://pypl.github.io/PYPL.html?country=DE
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