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WE-Arbeitsmarktanalyse-Update für Q4 2024: Arbeitsmarkt für Internetfachkräfte erreicht historischen Tiefstand

Robert von Heeren

28.01.2025 10:10 von Robert von Heeren

Arbeitsmarktanalyse - Quartalsupdate Q3 2024
Bild: Shutterstock, Chonlatee42

In diesem Update unserer Arbeitsmarktanalyse fokussieren wir uns auf die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich der Internetberufe im 4. Quartal 2024. Wie in den vorangegangen Quartalsupdates haben wir wieder über 40 Jobprofile (sog. Job Roles) in den Bereichen Online Marketing sowie den mehr technisch orientierten Internetberufen analysiert und vergleichen die Zahlen mit dem Vorquartal.

Allgemeine Situation am deutschen Stellenmarkt

Rückblick auf das 3. Quartal 2024:

In der Einleitung im Abschnitt 1.3.1 des Monatsberichts zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt für September 2024 stellte die Arbeitsagentur fest: »Die gemeldete Nachfrage nach Arbeitskräften blieb schwach. Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen verzeichnet im September 2024 saisonbereinigt einen geringfügigen Rückgang um 1.000, nach -10.000 im August und -8.000 im Juli. Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand im September auf 696.000 Arbeitsstellen. Das waren 65.000 oder 9 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Stellenzugänge haben im September in saison- und kalenderbereinigter Rechnung gegenüber dem Vormonat deutlich um 11.000 zugenommen, nach -3.000 im August und -1.000 im Juli. Nach den Ursprungszahlen belief sich der Zugang im September auf 115.000 Stellen, 10.000 oder 8 Prozent weniger als vor einem Jahr. In der gleitenden Jahressumme von Oktober 2023 bis September 2024 – die saisonale und zufällige Schwankungen ausgleicht – sind die Stellenzugänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 177.000 oder 10 Prozent auf 1.514.000 gesunken.«

Weiterhin zeigte sich im 3. Quartal 2024, dass die Vakanzzeiten von offenen Stellenausschreibungen immer weiter verlängern: »Im September waren 49 Prozent der abgemeldeten Arbeitsstellen länger als 3 Monate vakant. Die durchschnittliche abgeschlossene Vakanzzeit, also die Zeitspanne zwischen gewünschtem Besetzungstermin und Stellenabgang, belief sich auf 154 Tage. Das waren 14 Tage mehr als im Vorjahresmonat. Die hohe Vakanzzeit spiegelt die Schwierigkeiten vieler Betriebe wider, trotz gestiegener Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung zeitnah passende Arbeits- und Fachkräfte zu finden.« (Quelle: ebenda)

Entwicklung im 3. Quartal 2024:

In der Einleitung im Abschnitt 1.3 des Monatsberichts zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt für Dezember 2024 stellt die Arbeitsagentur fest: »Die gemeldete Nachfrage nach Arbeitskräften blieb schwach. Im langjährigen Vergleich liegt der Stellenbestand zwar weiter auf einem hohen Niveau, die neu eingegangenen Stellenmeldungen erreichen aber einen historischen Tiefstand. Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen verzeichnet im Dezember 2024 saisonbereinigt einen Anstieg von 6.000, nach -6.000 im November und +1.000 im Oktober. Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand im Dezember auf 654.000 Arbeitsstellen. Das waren 59.000 oder 8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Stellenzugänge haben im Dezember in saison- und kalenderbereinigter Rechnung gegenüber dem Vormonat um 1.000 abgenommen, nach -9.000 im November und +2.000 im Oktober. Nach den Ursprungszahlen belief sich der Zugang im Dezember auf 115.000 Stellen, 13.000 oder 10 Prozent weniger als vor einem Jahr und damit so wenig wie noch nie in einem Dezember in den letzten 20 Jahren. In der gleitenden Jahressumme von Januar bis Dezember 2024 – die saisonale und zufällige Schwankungen ausgleicht – sind die Stellenzugänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 132.000 oder 8 Prozent auf 1.500.000 gesunken. Auch dies ist im langjährigen Vergleich ein Tiefstand.«

Arbeitsmarktsituation Grafik Agentur für Arbeit 2023-2024
Abb. 1: Grafischer Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2023 bis Dezember 2024 (saisonbereinigt)
Arbeitsmarktsituation Tabelle Agentur für Arbeit 2023-2024
Abb. 2: Tabellarischer Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2023 bis Dezember 2024 (saisonbereinigt)

Weiterhin zeigte sich auch im 4. Quartal 2024 wieder, dass sich die Vakanzzeiten von offenen Stellenausschreibungen immer weiter verlängern: »Im Dezember waren 52 Prozent der abgemeldeten Arbeitsstellen länger als 3 Monate vakant. Die durchschnittliche abgeschlossene Vakanzzeit, also die Zeitspanne zwischen gewünschtem Besetzungstermin und Stellenabgang, belief sich auf 168 Tage. Das waren 8 Tage mehr als im Vorjahresmonat. Die hohe Vakanzzeit spiegelt die Schwierigkeiten vieler Betriebe wider, trotz gestiegener Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung zeitnah passende Arbeits- und Fachkräfte zu finden.« (Quelle: ebenda)

Ergebnisse für Job Roles (bundesweit, Suche nur im Titel der Stellenanzeigen)

Wie in den vorangegangen Quartalsupdates unserer Arbeitsmarktanalysen haben wir auch dieses Mal die mehr technisch orientierten Internetberufe und die Online-Marketing-Berufe getrennt analysiert. Wir beobachten dabei einmal im Monat die Zahl der Stellenausschreibungen von insgesamt 40 Berufsbildern, die wir als »Job Roles« bezeichnen.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Internetfachkräfte im 4. Quartal 2024:

Die Entwicklung im Überblick

Arbeitsmarktanalyse Nachfrageverlauf Q4 2024
Abb. 3: Nach einem kurzen Anstieg der Zahl der Stellenausschreibungen zu Beginn des 3. Quartals, erreicht die Nachfrage gegen Ende des 4. Quartals einen historischen Tiefstand.

Die Zahl der Stellenausschreibungen auf dem deutschen Stellenmarkt sinkt seit Anfang Jahr 2023 sowohl in den Bereichen Online Marketing als auch bei den technischen Internetberufen kontinuierlich. Dieser Abwärtstrend setzte sich auch trotz einer kurzen Erholungsphase von Mai bis Juli 2024 im 3. Quartal 2024 fort und erreichte im 4. Quartal einen vorläufigen historischen Tiefpunkt. Nicht nur der Gesamt-Arbeitsmarkt schwächelt: Auch der Arbeitsmarkt für Internetfachkräfte liegt weit unter dem Niveau des Jahres 2023. Eine Erholung ist nach wie vor noch nicht in Sicht. Im Gegenteil: Erste Daten für Januar 2025 zeigen eine Fortsetzung des Abwärtstrends, wie unsere Abbildung 3 zeigt. Bei der Nachfrage nach Experten für Online Marketing beobachten wir für das Jahresende im Dezember 2024 einen Rückgang an Stellenausschreibungen von 50 %. Bei den mehr technisch orientierten Berufen einen etwas schwächeren Rückgang um 27 %. In der Summe ergibt sich damit ein Minus von rund 41 %. Die Zahlen für die Job Roles der beiden Bereiche im Detail:

Die Situation im Bereich der technisch orientierten Internetberufe

WE-Arbeitsmarktanalyse Jobrole-Verlauf für IT-Berufe Update für Q4 2024
Abb. 4: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich der mehr technisch orientierten Internetberufe

Einen deutlichen Rückgang gab es über fast alle von uns recherchierten Berufsbilder hinweg:

  • Webentwickler: -7 %
  • PHP Developer: -54 %
  • Javascript-Developer -12 %
  • Scrum-Master: -37 %

Rein prozentual betrachtet gab es nur bei einer Job Role einen signifikanten Anstieg der Nachfrage:

  • Webdesigner: +300 %

Allerdings liegt hier quantitativ betrachtet das Niveau mit einer Anzahl von Stellenausschreibungen unter 10 auf einem sehr niedrigen Level, verglichen mit den anderen Berufsbildern, deren Nachfrage in der Regel im zwei- bis dreistelligen Bereich liegt.

Insgesamt ist also auch im 4. Quartal mit nur einer Ausnahme die Nachfrage nach Internetexperten im Bereich der technischen Job Roles weiter deutlich zurückgegangen.

Die Situation im Online-Marketing-Bereich

WE-Arbeitsmarktanalyse Job-Role-Übersicht für Online Marketing Berufe - Update für Q4 2024
Abb. 5: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich Online Marketing

Im Bereich der von uns untersuchten Online-Marketing-Berufe sieht es zum Ende des 4. Quartals ähnlich aus:

  • SEO Manager (Experte für Suchmaschinenoptimierung): -55 %
  • SEA/PPC Manager (Experte für Suchmaschinenwerbung): -51 %
  • Social Media Manager (Experte für Social Media Management): -50 %
  • Content Marketing Manager (Experte für Content Marketing): -15 %
  • Webanalyst (Experte für Webanalyse): -88 %

Nur bei der Nachfrage nach Experten für Online Marketing gab es zum Ende des 4. Quartals hin einen kleinen Lichtblick:

  • Online Marketing Manager: +19 %

Auch in diesem Arbeitsmarktsegment stellen wir bei fast allen von uns untersuchten Berufsbildern wieder deutliche Rückgänge bei der Zahl der Stellenausschreibungen im Vergleich Ende 4. Quartal zu Ende 3. Quartal fest. Der leichte Anstieg in der Nachfrage nach Online Marketing Managern lässt aufhorchen und deutet darauf hin, dass angesichts knapper Budgets im Online Marketing derzeit eher Generalisten gesucht werden, als Spezialisten für einzelne Disziplinen wie SEO oder SEA. Im Fazit werden wir darauf eingehen, was dies für Bewerber bedeutet.

Fazit

Der Abwärtstrend des dritten Quartals 2024 hat sich im vierten Quartal bei fast allen Job Roles weiter fortgesetzt. Einzig die leicht gestiegene Nachfrage nach Webdesignern und Online Marketing Managern sticht positiv etwas heraus. Es ist allerdings noch zu früh, hier den Beginn einer Erholungsphase auf dem Stellenmarkt für Internetfachkräfte zu sehen.

Die Gründe dieser historischen Talfahrt sind vielfältig: Die weiterhin angespannte allgemeine politische und wirtschaftliche Situation (anhaltender Ukraine-Krieg, schwächelnde Wirtschaft) wirkt sich hemmend und verunsichernd auch auf dieses spezielle Segment des Arbeitsmarktes aus. Die Zahlen der Agentur für Arbeit für den Gesamt-Arbeitsmarkt in Deutschland sprechen hier eine ähnliche Sprache. Wir rechnen für das 1. Quartal 2025 nicht mit einem Ende dieser Abschwungphase, sondern eher mit einer Stagnation auf historisch niedrigem Level. Auch die Datenerhebungen des IAB für das Arbeitsmarktbarometer bis Dezember 2024 zeigen eine ähnliche Entwicklung: »Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt im Vergleich zum Vormonat abermals um 0,3 Punkte und verzeichnet damit den vierten Rückgang in Folge. Mit 99,2 Punkten steht der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Dezember auf dem niedrigsten Stand außerhalb der Corona-Pandemie. Das European Labour Market Barometer fällt minimal um 0,1 Punkte und liegt mit 98,9 Punkten ebenfalls im pessimistischen Bereich.« Die Einschätzung für das 4. Quartal 2024 sieht angesichts dieser Entwicklung eher pessimistisch aus, auch wenn mit einem gedämpften Beschäftigungswachstum gerechnet wird, rechnen viele mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Was bedeutet dies für Stellensuchende oder Wechselwillige?

Für Stellensuchende im Bereich Online Marketing bedeutet dies, dass sie sich auch dann für dieses Stellenprofil bewerben können, wenn sie bisher als Spezialisten für eine der Online-Marketing-Disziplinen wie beispielsweise SEO, SEA oder Social Media Marketing tätig waren. Entsprechendes Interesse und etwas Flexibilität vorausgesetzt, können sie ihr Kompetenzspektrum mit Hilfe von Weiterbildungen entsprechend erweitern, um ihre Chancen als Bewerber zu erhöhen. Außerdem werden in vielen Stellenausschreibungen für Online Marketing Manager häufig Aufgabenschwerpunkte beispielsweise im Bereich SEO oder SEA erwähnt, sodass ein Bewerber oder eine Bewerberin mit entsprechend einschlägigem Hintergrund durchaus gute Chancen hat, wenn außerdem passende Zusatzqualifikationen mitgebracht werden.

Trotzdem bleibt die Situation für Bewerbungen derzeit sowohl im Bereich der Online-Marketing-Berufe als auch im Bereich der technisch orientierten Berufe nach wie vor angespannt: Auf weniger Stellenausschreibungen kommen mehr Bewerber. Bewerber stehen in Bewerbungsverfahren unter einem erhöhten Wettbewerbsdruck. Sie müssen nicht nur persönlich und mit ihrer Berufserfahrung überzeugen, sondern sollten auch relevante und belegte Zusatzqualifikationen vorweisen. Sowohl eine authentische und professionelle Aufbereitung der Bewerbungsunterlagen als auch eine sorgfältige Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche ist essenziell. Dazu kann auch gehören, dass sich Bewerber im Vorfeld überlegen, in welchen Bereichen sie ihr Fachwissen auffrischen oder ergänzen sollten. Denn wer in Vorstellungsgesprächen mit aktuellem Fachwissen, das evtl. auch etwas über den Tellerrand hinausgeht, überzeugen kann, ist im Vorteil. Eine zu starre Fixierung auf Karrierewünsche, Aufgabengebiete und Zuständigkeiten kann die Chance auf ein Stellenangebot deutlich verringern. Grundsätzlich ist es in schwierigeren Phasen aber immer wichtig: Geduld und Beharrlichkeit führen zum Erfolg.

Wer z. B. durch Zertifikate nachweisen kann, dass er Leerlauf-Zeiten oder evtl. sogar berufsbegleitend Zusatzqualifikationen erworben hat, zeigt nicht nur fachliches Interesse, sondern auch hohes Engagement – eine soziale Kompetenz, die bei Arbeitgebern immer sehr willkommen ist. Gerade die Aufgabengebiete der Internetberufe verändern sich stetig und wer in diesem Beruf arbeitet, benötigt entsprechend hohes Interesse und große Flexibilität – was oft auch in Stellenausschreibungen betont wird. Anerkannte Zertifizierung in einschlägigen Internetberufen bietet unter anderem auch Webmasters Europe e. V. (WE) an. Die entsprechenden Weiterbildungsprogramme werden von WE-autorisierten Trainingszentren unterrichtet, die auch entsprechende Beratung anbieten.

Im 2. Quartal 2025 werden wir den weiteren Verlauf der Nachfrage auf dem deutschen Stellenmarkt für das 1. Quartal 2025 wieder analysieren und die Ergebnisse vorstellen und diskutieren.

Referenzen

Kategorien: Arbeitsmarkt

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