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WE-Arbeitsmarktanalyse-Update für Q3 2024: Talfahrt im Arbeitsmarkt für Internetfachkräfte hält an

Robert von Heeren

14.10.2024 10:00 von Robert von Heeren

Arbeitsmarktanalyse - Quartalsupdate Q3 2024
Bild: Shutterstock, Chonlatee42

In diesem Update unserer Arbeitsmarktanalyse fokussieren wir uns auf die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich der Internetberufe im 3. Quartal 2024. Wie in den vorangegangenen Quartalsupdates haben wir wieder über 40 Jobprofile (sog. Job Roles) in den Bereichen Online Marketing sowie den mehr technisch orientierten Internetberufen analysiert und vergleichen die Zahlen mit dem Vorquartal.

Allgemeine Situation am deutschen Stellenmarkt

Rückblick auf das 2. Quartal 2024:

In der Einleitung des Monatsberichts zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt für Juni 2024 stellte die Arbeitsagentur fest: »Die konjunkturelle Erholung der deutschen Wirtschaft kommt nur langsam voran. Die Inflation ist hartnäckig, der Konsum noch zurückhaltend und die Konjunkturaussichten hellen sich diesen Monat nicht weiter auf. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich in dieser konjunkturellen Gemengelage weiter ungünstig: Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung haben im Juni saisonbereinigt erneut zugenommen. Die gemeldete Nachfrage nach neuen Arbeitskräften schwächte sich weiter ab.«

»Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen verzeichnet im Juni 2024 saisonbereinigt einen Rückgang um 11.000, nach -6.000 im Mai und -9.000 im April. Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand im Juni auf 701.000 Arbeitsstellen. Das waren 69.000 oder 9 Prozent weniger als vor einem Jahr.«

Die Stellenzugänge waren im Juni in saison- und kalenderbereinigter Rechnung gegenüber dem Vormonat um 4.000 gesunken, nach +2.000 im Mai und -4.000 im April. Nach den Ursprungszahlen belief sich der Zugang im Juni auf 118.000 Stellen, 23.000 oder 17 Prozent weniger als vor einem Jahr. In der gleitenden Jahressumme von Juli 2023 bis Juni 2024 – die saisonale und zufällige Schwankungen ausgleicht – waren die Stellenzugänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 177.000 oder 10 Prozent auf 1.557.000 gesunken.

Entwicklung im 3. Quartal 2024:

In der Einleitung im Abschnitt 1.3.1 des Monatsberichts zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt für September 2024 stellt die Arbeitsagentur fest: »Die gemeldete Nachfrage nach Arbeitskräften blieb schwach. Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen verzeichnet im September 2024 saisonbereinigt einen geringfügigen Rückgang um 1.000, nach -10.000 im August und -8.000 im Juli. Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand im September auf 696.000 Arbeitsstellen. Das waren 65.000 oder 9 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Stellenzugänge haben im September in saison- und kalenderbereinigter Rechnung gegenüber dem Vormonat deutlich um 11.000 zugenommen, nach -3.000 im August und -1.000 im Juli. Nach den Ursprungszahlen belief sich der Zugang im September auf 115.000 Stellen, 10.000 oder 8 Prozent weniger als vor einem Jahr. In der gleitenden Jahressumme von Oktober 2023 bis September 2024 – die saisonale und zufällige Schwankungen ausgleicht – sind die Stellenzugänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 177.000 oder 10 Prozent auf 1.514.000 gesunken.«

Arbeitsmarktsituation Tabelle Agentur für Arbeit 2023-2024
Abb. 2: Tabellarischer Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2023 bis September 2024 (saisonbereinigt)

Weiterhin zeigte sich im 3. Quartal 2024, dass die Vakanzzeiten von offenen Stellenausschreibungen immer weiter verlängern: »Im September waren 49 Prozent der abgemeldeten Arbeitsstellen länger als 3 Monate vakant. Die durchschnittliche abgeschlossene Vakanzzeit, also die Zeitspanne zwischen gewünschtem Besetzungstermin und Stellenabgang, belief sich auf 154 Tage. Das waren 14 Tage mehr als im Vorjahresmonat. Die hohe Vakanzzeit spiegelt die Schwierigkeiten vieler Betriebe wider, trotz gestiegener Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung zeitnah passende Arbeits- und Fachkräfte zu finden. « (Quelle: ebenda)

Ergebnisse für Job Roles (bundesweit, Suche nur im Titel der Stellenanzeigen)

Wie in den vorangegangenen Quartalsupdates unserer Arbeitsmarktanalysen haben wir auch dieses Mal die mehr technisch orientierten Internetberufe und die Online-Marketing-Berufe getrennt analysiert. Wir beobachten dabei einmal im Monat die Zahl der Stellenausschreibungen von insgesamt 40 Berufsbildern, die wir als »Job Roles« bezeichnen.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Internetfachkräfte im 3. Quartal 2024:

Die Entwicklung im Überblick

Arbeitsmarktanalyse Nachfrageverlauf Q3 2024
Abb. 3: Nach einem kurzen Anstieg der Zahl der Stellenausschreibungen zu Beginn des 3. Quartals, ließ die Nachfrage gegen Ende des 3. Quartal wieder deutlich nach.

Die Zahl der Stellenausschreibungen auf dem deutschen Stellenmarkt sinkt seit Anfang Jahr 2023 sowohl in den Bereichen Online Marketing als auch bei den technischen Internetberufen kontinuierlich. Dieser Abwärtstrend setzte sich auch trotz einer kurzen Erholungsphase von Mai bis Juli 2024 im 3. Quartal 2024 fort. Nicht nur der Gesamt-Arbeitsmarkt schwächelt: Auch der Arbeitsmarkt für Internetfachkräfte liegt weit unter dem Niveau des Jahres 2023. Eine Erholung ist nach wie vor nicht in Sicht. Im Gegenteil: Erste Daten für Oktober 2024 zeigen eine leichte Fortsetzung des Abwärtstrends. Bei der Nachfrage nach Experten für Online Marketing beobachten wir einen Rückgang an Stellenausschreibungen von -31 %. Bei den mehr technisch orientierten Berufen einen etwas schwächeren Rückgang um -19 %. In der Summe ergibt sich damit ein Minus von rund 27 %. Die Zahlen für die Job Roles der beiden Bereiche im Detail:

Die Situation im Bereich der technisch orientierten Internetberufe

WE-Arbeitsmarktanalyse Jobrole-Verlauf für IT-Berufe Update für Q3 2024
Abb. 4: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich der mehr technisch orientierten Internetberufe

Die Nachfrage stieg nur bei folgenden Job Roles im Vergleich zum Vorquartal deutlich:

  • PHP Entwickler +27 %
  • PHP Entwickler +40 %

Einen deutlichen Rückgang gab es hingegen bei diesen beiden Berufsbildern:

  • Webentwickler: -21 %
  • Javascript-Developer -32 %
  • Scrum-Master: -33 %
  • Webdesigner: -67 %

Insgesamt ist also im 3. Quartal mit nur zwei Ausnahmen die Nachfrage nach Internetexperten im Bereich der technischen Job Roles deutlich zurückgegangen. Allerdings fielen diese Rückgänge etwas schwächer aus als im Vergleich des 2. zum 1. Quartals 2024.

Die Situation im Online-Marketing-Bereich

WE-Arbeitsmarktanalyse Job-Role-Übersicht für Online Marketing Berufe - Update für Q3 2024
Abb. 5: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich Online Marketing

Im Bereich der von uns untersuchten Online-Marketing-Berufe sieht es zum Ende des 3. Quartals ähnlich aus:

  • Online Marketing Manager: -44 % %
  • SEO Manager: -28 %
  • SEO Manager: -53 %
  • Social Media Manager: -43 %
  • Content Marketing Manager: -26 %
  • Webanalyst: -27 %

Bei allen von uns untersuchten Berufsbildern sind also deutliche Rückgänge bei der Zahl der Stellenausschreibungen im Vergleich Ende 3. Quartal zu Ende 2. Quartal zu berichten. Auf mögliche Gründe hierfür gehen wir im Fazit etwas näher ein.

Fazit

Der Abwärtstrend des zweiten Quartals 2024 hat sich im 3. Quartal bei fast allen Job Roles fortgesetzt. Abgesehen von einer vorübergehenden Erholungsphase in den Monaten Mai bis Juli 2024 setzte sich der Abwärtstrend auch im 3. Quartal fort.

Die Gründe sind vielfältig: Die weiterhin angespannte allgemeine politische und wirtschaftliche Situation (Nahost-Konflikte, Ukraine-Krieg, schwächelnde Wirtschaft) wirkt sich hemmend und verunsichernd auch auf dieses spezielle Segment des Arbeitsmarktes aus. Die Zahlen der Agentur für Arbeit für den Gesamt-Arbeitsmarkt in Deutschland sprechen hier eine ähnliche Sprache. Wir rechnen für das 4. Quartal 2024 nicht mit einem Ende dieser Abschwungphase, sondern eher mit einer Fortsetzung dieser Talfahrt. Auch die Datenerhebungen des IAB für den Arbeitsmarktbarometer bis September 2024 zeigen eine ähnliche Entwicklung: »Nach drei Anstiegen in Folge sinkt der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Vergleich zum Vormonat leicht um 0,1 Punkte und liegt damit im September bei 100,7 Punkten.«. Die Einschätzung für das 4. Quartal 2024 sieht angesichts dieser Entwicklung eher neutral bis pessimistisch aus, auch wenn mit einem gedämpften Beschäftigungswachstum gerechnet wird.

Was bedeutet dies für Stellensuchende oder Wechselwillige?

Derzeit ist die Situation für Bewerbungen sowohl im Bereich der Online Marketing Berufe als auch im Bereich der technisch orientierten Berufe nach wie vor angespannt: Auf weniger Stellenausschreibungen kommen mehr Bewerber – was für Unternehmen eher von Vorteil ist, aber für den Druck auf Bewerber erhöht, z. B. mit Qualifikation und Berufserfahrung zu überzeugen. Sowohl eine authentische und professionelle Aufbereitung der Bewerbungsunterlagen als auch eine sorgfältige Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche ist essenziell. Dazu kann es auch gehören, dass sich Bewerber im Vorfeld überlegen, in welchen Bereichen sie ihr Fachwissen auffrischen oder ergänzen sollten. Denn wer mit in Vorstellungsgesprächen mit aktuellem Fachwissen, das evtl. auch etwas über den Tellerrand hinausgeht, überzeugen kann, ist im Vorteil. Andererseits gibt es alternativ immer auch die Möglichkeit, sich bei zu wenig oder nicht passenden Stellenausschreibungen initiativ bei interessanten Unternehmen zu bewerben – viele Unternehmen laden z. B. auf ihrer Website ausdrücklich dazu ein. Zwar werden Initiativbewerbungen nicht unbedingt vorrangig behandelt, sondern oft nur aufgehoben, kann dieser Weg zum Erfolg führen. Grundsätzlich ist in schwierigeren Phasen aber immer wichtig: Geduld und Beharrlichkeit zahlen sich mittelfristig aus.

Wer z. B. durch Zertifikate nachweisen kann, dass er Leerlauf-Zeiten oder evtl. sogar berufsbegleitend Zusatzqualifikationen erworben hat, zeigt nicht nur fachliches Interesse, sondern auch hohes Engagement - eine soziale Kompetenz, die bei Arbeitgebern immer sehr willkommen ist. Gerade Aufgabengebiete der Internetberufe verändern sich stetig und wer in diesem Beruf arbeitet, benötigt entsprechend hohes Interesse und große Flexibilität – was oft auch in Stellenausschreibungen betont wird. Anerkannte Zertifizierung in einschlägigen Internetberufen bietet unter anderem auch Webmasters Europe e. V. (WE) an. Die entsprechenden Weiterbildungsprogramme werden von WE-autorisierten Trainingszentren unterrichtet, die auch entsprechende Beratung anbieten.

Im 4. Quartal 2024 werden wir den weiteren Verlauf der Nachfrage auf dem deutschen Stellenmarkt für das 3. Quartal 2024 wieder analysieren und die Ergebnisse vorstellen und diskutieren.

Referenzen

Kategorien: Arbeitsmarkt

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