Become a Web Professional – Get Certified!

WE Arbeitsmarktanalyse-Update für Q4-2021: Nachfrage nach Internetspezialisten übertrifft Vorcorona-Niveau

Robert von Heeren

20.01.2022 14:00 von Robert von Heeren

Illustration Arbeitsmarktanalyse Update Q4 2021 mit deutlichem Aufwärtstrend
Bild: Shutterstock, FOTOGRIN, WE

In diesem Update unserer Arbeitsmarktanalyse fokussieren wir uns auf die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich der Internetberufe im 4. Quartal 2021. Wie in den vorangegangen Quartalsupdates haben wir wieder über 40 Jobprofile (sog. Job Roles) in den Bereichen Online Marketing sowie den mehr technisch orientierten Internetberufen analysiert und mit dem Vorquartal verglichen.

Allgemeine Situation am deutschen Stellenmarkt

Rückblick auf das 3. Quartal 2021:

Der sich im 2. Quartal abzeichnende Aufwärtstrend setzte sich in den ersten Wochen des 3. Quartals mit einer deutlichen Aufwärtsbewegung sowohl bei den Neuzugängen als auch beim Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen weiter fort. Mögliche Gründe waren der Beginn der Lockerungsmaßnahmen in Folge der an Fahrt aufnehmenden Impfkampagnen. Dieser Trend kehrte sich Anfang August 2021 bei den Neuzugängen um: Dies lag einerseits wahrscheinlich an der in vielen Branchen üblichen Sommerpause und andererseits auch daran, dass viele Stellen noch nicht besetzt werden konnten, was sich in den weiter steigenden Bestandszahlen der Bundesagentur für Arbeit für offene Stellenausschreibungen zeigte.

Die Bundesagentur für Arbeit meldete in ihrem Monatsbericht für September 2021:

»Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin positiv. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung nehmen kräftig ab. Die Beschäftigung und der Stellenbestand wachsen und liegen wieder über ihrem jeweiligen Vorkrisenniveau, gleichzeitig sinkt die Zahl der Kurzarbeiter deutlich […]. Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist im September saisonbereinigt weiter deutlich gestiegen, und zwar um 18.000, nach +22.000 im August. Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand im September auf 799.000 Arbeitsstellen. Das waren 209.000 oder 35 Prozent mehr Stellen als vor einem Jahr, nach +195.000 oder +33 Prozent im August. Der coronabedingte Einbruch des Stellenbestandes im vorigen Jahr ist nun mehr als ausgeglichen.« (Quelle: Der Arbeitsmarkt im September 2021 und Monatsbericht für September 2021 Bundesagentur für Arbeit).

Die Entwicklung im 4. Quartal 2021:

Der sich im 3. Quartal abzeichnende Aufwärtstrend setzte sich im 4. Quartal 2021 fort, allerdings nicht in gleichem Maße wie im 3. Quartal. Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen stieg weiter an, was zeigt, dass viele Arbeitsstellen nicht besetzt werden konnten und weitere Stellenausschreibungen hinzu kamen.

»Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist im Dezember saisonbereinigt weiter gestiegen, und zwar um 21.000, nach +16.000 im November. Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand im Dezember auf 794.000 Arbeitsstellen. Das waren 213.000 oder 37 Prozent mehr Stellen als vor einem Jahr, nach +208.000 oder +35 Prozent im November. Der coronabedingte Einbruch des Stellenbestandes im vorigen Jahr ist damit nun mehr als ausgeglichen.« (Quellen: Der Arbeitsmarkt im September 2021 und Monatsbericht für Dezember 2021, 1.3.1 Nicht realisierte Nachfrage nach Arbeitskräften, Seite 14/15, Bundesagentur für Arbeit).

Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2020 bis Dezember 2021
Abb. 1: Grafischer Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2020 bis Dezember 2021
Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2020 bis Dezember 2021
Abb. 2: Tabellarischer Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2020 bis Dezember 2021

Die Zahl der Arbeitsstellen-Zugänge nahm nach dem deutlichen Einbruch im 3. Quartal wieder etwas zu, allerdings nicht so stetig und deutlich wie beispielsweise im 2. Quartal 2021.

Die Anzahl der gemeldeten Neuzugänge (bereinigte Daten) stieg von Ende Q2 auf Anfang Q3 nur um 2,95 %. Im November 2021 ging sie im Vergleich zum Vormonat mit 0,80% etwas zurück. Der Dezember brachte dann wieder ein Plus von 3,44 %.

»Die Stellenzugänge, die ein besserer Indikator für die aktuelle Einstellungsbereitschaft der Betriebe sind als die Bestandszahlen, haben in saison- und kalenderbereinigter Rechnung im Dezember um 6.000 zugenommen, nach -1.000 im November und +5.000 im Oktober. Sie bleiben damit auf einem hohen Niveau. Nach den Ursprungszahlen wurden im Dezember 165.000 Stellen neu gemeldet. Das waren 34.000 oder 26 Prozent mehr Stellenzugänge als im Vorjahresmonat, dessen Wert wegen der damaligen Eindämmungsmaßnahmen sehr niedrig lag…« (Quelle: Monatsbericht für Dezember 2021, 1.3.1 Nicht realisierte Nachfrage nach Arbeitskräften, Seite 14/15, Bundesagentur für Arbeit).

Ergebnisse für Job Roles (bundesweit, Suche nur im Titel der Stellenanzeigen)

Wie in den vorangegangen Quartalsupdates unserer Arbeitsmarktanalysen haben wir auch dieses Mal die mehr technisch orientierten Internetberufe und die Online-Marketing-Berufe getrennt analysiert. Wir beobachten dabei einmal im Monat die Zahl der Stellenausschreibungen von insgesamt 40 Berufsbildern, die wir als »Job Roles« bezeichnen.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Internetfachkräfte im 4. Quartal 2021:

Die Entwicklung im Überblick

WE-Arbeitsmarktanalyse Update Q4 2021: Deutlicher Aufwärtstrend in der Nachfrage im Bereich der Internetberufe
Abb. 4: Deutlicher Aufwärtstrend in der Nachfrage im Bereich der Internetberufe

Die Zahl der Stellenausschreibungen auf dem deutschen Stellenmarkt stieg im 4. Quartal 2021 insgesamt sowohl in den Bereichen Online Marketing wie auch bei den technischen Internetberufen deutlich und sprunghaft an. Der Vergleich der Anzahl an Stellenausschreibungen im Dezember 2021 zu September 2021 zeigt für die technischen Internetberufe ein Plus von 32 % und für die Online Marketing Berufe ein Plus von 20 %. Insgesamt stieg die Nachfrage von Ende Q3 zu Ende Q4 um 26 %. Zu Beginn des Quartals gab es im Oktober 2021 zwar einen drastischen Einbruch in der Zahl der Stellenausschreibungen. Dieser Trend kehrte sich allerdings im November mit einem deutlichen Sprung nach oben wieder um. Im Dezember schwächte sich dieser Aufwärtstrend dann etwas ab. Die Gründe für diese sprunghaften Auf- und Abwärtsbewegungen liegen möglicherweise in der Unsicherheit beispielsweise im Bezug auf die Coronamaßnahmen und der damals bevorstehenden 4. Welle mit der Delta-Variante. Hinzu kammen wahrscheinlich auch kurzfristige Unterbrechungen bei den Ausschreibungen, um Zeit für die Bearbeitung von Bewerbungen zu schaffen, die aufgrund der Einschränkungen etwas länger dauerte. Der anschließend deutliche Anstieg zeigt allerdings, dass trotz Pandemie (oder vielleicht gerade deswegen?) in den Unternehmen ein großer Bedarf an Arbeitskräften bestand, sei es aufgrund von Umstrukturierungen oder einer positiven Auftragslage. Das Vorcorona-Niveau ist mit 47 % (Vergleich Dezember 2021 mit Mai 2019) insgesamt deutlich übertroffen.

Die Situation im Bereich der technisch orientierten Internetberufe

WE-Arbeitsmarktanalyse Update Q4 2021: Rückläufige Zahlen bei den technisch orientierten Internetberufen
Abb. 5: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich der mehr technisch orientierten Internetberufe

Im Vergleich zum 3. Quartal wuchs die Zahl der Stellenausschreibungen für alle von uns untersuchten Jobroles stark an. Besonders deutlich zeigt sich das bei den Berufen der Web-, PHP- und Javascript-Entwickler sowie bei der Nachfrage nach agilem Projektmanagement und Scrum-Master. Im Quartalsvergleich von Dezember 2021 zu September 2021 treten dabei besonders hervor:

  • Scrum-Master: +68 %
  • PHP-Entwickler: +33 %
  • JavaScript-Entwickler: +17 %

Die Nachfrage nach Webdesignern stieg im Vergleich nur geringfügig um 3 % an. Bei den Web-Projektmanagern ging sie um -5 % leicht zurück. Hier ist eine Verlagerung der Nachfrage weg vom klassischen Projektmanagement hin zum agilen Vorgehensmodell nach Scrum deutlich erkennbar.

Die sich im Vorquartal abzeichnende Abschwächung des Aufwärtstrends hat sich demzufolge nicht fortgesetzt, sondern deutlich umgekehrt.

Die Situation im Online-Marketing-Bereich

WE-Arbeitsmarktanalyse Update Q4 2021 - Aufwärtstrends bei der Nachfrage nach Online-Marketing-Experten
Abb. 6: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich Online Marketing

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Nachfrage nach Online-Marketing-Experten: Auch hier stieg die Zahl der offenen Positionen im Quartalsvergleich von Dezember 2021 zu September 2021 weiter an:

  • Web-Analyst: + 163 %
  • SEA Manager: +36 %
  • Social Media Manager: +30 %
  • SEO Manager: +30 %
  • Online Marketing Manager: +24 %

Die Nachfrage nach Content Marketing Managern ging im Quartalsvergleich um -7 % leicht zurück. Der sprunghafte Anstieg der Nachfrage nach Web-Analysten im Dezember 2021 überrascht, da sie in den Monaten zuvor relativ stabil auf gleichem Niveau verharrte. Anscheinend rückte hier die Erfolgsmessung und -Kontrolle von Online Marketing Kampagnen und Maßnahmen im Hinblick auf Kosteneffizienz und Return-on-Investment stärker in den Fokus.

Fazit

Der positive Aufwärtstrend zu Beginn des 3. Quartals hatte seinen Höhepunkt im September 2021. Nach einem starken Einbruch im Oktober setzte sich der Aufwärtstrend im November wieder fort. Unsere Analyse für das 4. Quartal 2021 zeigt, dass sich die Nachfrage nach Internetfachkräfte zum Ende des Jahres 2021 hin weiterhin in einer starken Wachstumsphase befindet und das Vorcorona-Niveau mittlerweile deutlich übertrifft: Im Bereich der technisch orientierten Internetberufe verzeichnen wir zum Ende des 4. Quartals im Vergleich zu den Vorcorona-Daten der WE-Arbeitsmarktanalyse vom Mai 2019 ein Plus von 35 %. Der Aufwärtstrend der Zahl der Ausschreibungen im Bereich der Online-Marketing-Berufe hat sich von Dezember 2021 zu Mai 2019 mit +61 % sogar noch stärker nach oben entwickelt. Betrachtet man beide Bereiche gemeinsam, zeigt der Nachfragetrend mit einem Plus von 47 % insgesamt deutlich nach oben. Ob dies bedeutet, dass sich die Internetwirtschaft generell erholt hat oder sie sich an die Ausnahmesituation der Pandemie mittlerweile angepasst hat, bleibt unklar. Wir erwarten aufgrund der anhaltenden Pandemie, dass der weitere Verlauf weiterhin fragil bleibt und auch im Jahr 2022 es immer wieder zu Einbrüchen kommen wird.

Erste vorläufige Zahlen für Januar 2022 zeigen allerdings, dass die Nachfrage in beiden Bereichen weiterhin steigt. Dies ist eine gute Nachricht für Stellensuchende, denn je mehr Stellen ausgeschrieben werden, desto stärker steigen die Chancen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden - gleichzeitig sinkt der Konkurrenzdruck unter den Wettbewerbern etwas.

Auf der anderen Seite ist während der Pandemie die Bereitschaft gestiegen, in einen neuen Beruf und/oder den Arbeitgeber zu wechseln. Dies belegen beispielsweise die Studien von EY-Organisation und von Xing. Das bedeutet, dass viele Quereinsteiger in den Stellenmarkt für Internetfachkräfte eindringen und in möglicher Konkurrenz zu in diesem Bereich etablierten Fachkräften stehen.

Unabhängig davon, welcher dieser beiden Gruppen sich ein Bewerber zugehörig fühlt: Der Besuch einschlägiger und anerkannter Weiterbildungen und die zusätzliche Zertifizierung im gewünschten Beruf kann für beide Gruppen im Bewerbungsprozess von Vorteil sein. Denn auch wenn Arbeitsgeber Kenntnisse anderer Berufszweige zu schätzen wissen, die Anforderungen und die Nachfrage nach Experten im Internetbereich sind hoch.

Im 2. Quartal 2022 werden wir rückblickend die Entwicklung den Jahresbeginn 2022 und weiteren Verlauf der Nachfrage auf dem deutschen Stellenmarkt im 1. Quartal wieder analysieren und die Ergebnisse vorstellen.

Referenzen

Kategorien: Arbeitsmarkt

Kommentare

    Hinterlasse einen Kommentar:

    *

    (notwendig)
    *

    (notwendig, wird nicht angezeigt)



    (optional, Spam und Werbe-Links werden gelöscht)
    *