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WE Arbeitsmarktanalyse-Update für Q2-2021: Abschwächung der Nachfrage nach Internetspezialisten

Robert von Heeren

14.06.2021 14:00 von Robert von Heeren

Illustration Arbeitsmarktanalyse Update Q2 2021 mit abgebremsten Aufwärtstrend
Bild: Shutterstock, FOTOGRIN/WE

In diesem Update unserer Arbeitsmarktanalyse fokussieren wir uns auf die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich der Internetberufe im 2. Quartal 2021. Wie in den vorangegangen Quartalupdates haben wir wieder über 40 Jobprofile (sog. Job Roles) in den Bereichen Online Marketing und den mehr technisch orientierten Internetberufen analysiert und mit dem Vorquartal verglichen.

Allgemeine Situation am deutschen Stellenmarkt

Rückblick auf das 1. Quartal 2021:

Nach einem deutlichen Rückgang der Zahl an neu gemeldeten Arbeitsstellen in den Monaten Dezember 2020 und Januar 2021 meldete die Arbeitsagentur für den Februar 2021 mit über 149.000 neu gemeldeten Arbeitsstellen zwar wieder eine Steigerung der Nachfrage auf dem deutschen Arbeitsmarkt, allerdings noch deutlich unter dem Vorjahresniveau. In ihrem Monatsbericht zum »Arbeits- und Ausbildungmarkt« (Ausgabe Februar 2021) stellte die Bundesagentur für Arbeit fest:

»Die gemeldete Nachfrage nach neuen Mitarbeitern ist zu Beginn der Corona-Krise regelrecht eingebrochen. Nach einer Stabilisierungsphase hat sich die Erholung nach der Verschärfung der Eindämmungsmaßnahmen nicht weiter fortgesetzt. Das gesamtwirtschaftliche Stellenangebot, das auch Stellen enthält, die den Arbeitsagenturen oder Jobcentern nicht gemeldet wurden, lag im vierten Quartal um ein Sechstel unter dem Wert des Vorjahresquartals. Die Stellenzugänge, die ein besserer Indikator für die aktuelle Einstellungsbereitschaft der Betriebe sind als die Bestandszahlen, haben im Februar [2021] in saison- und kalenderbereinigter Rechnung gegenüber dem Vormonat leicht abgenommen, und zwar um 1.000, nach -11.000 im Januar. Infolge der verschärften Eindämmungsmaßnahmen ab November hat sich die Aufwärtsentwicklung in den Stellenzugängen nicht mehr fortgesetzt. Nach den Ursprungszahlen wurden im Februar 149.000 Stellen neu gemeldet, das waren 33.000 oder 18 Prozent weniger als im Februar des Vorjahres, nach -16 Prozent im Januar, aber nur -9 Prozent im Dezember.« (Quelle: »Arbeits- und Ausbildungsmarkt, Februar 2021«, Abschnitt 1.3 »Nicht realisierte Arbeitskräftenachfrage«)

Vergleicht man die Zahlen mit den gleichen Zeiträumen früherer Vor-Corona-Jahre, so zeigt sich, dass die aktuelle Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2021 etwas stagnierte.

Aktuelle Entwicklung im 2. Quartal 2021:

Die Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit für Mai 2021 zeigen, dass sich der Arbeitsmarkt in Deutschland quer über alle Branchen hinweg noch in der Erholungsphase befindet. Dabei zeigt die folgende Grafik, dass die Zahl der neu gemeldeten Arbeitsstellen im Vergleich zum Vormonat um 9 % wieder etwas zunahm (Stand Mai 2021).

Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2019 bis Mai 2021
Abb. 1: Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2019 bis Mai 2021
Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2020 bis Mai 2021
Abb. 2: Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2020 bis Mai 2021

Verglichen zum Vorjahresmonat betrug die Zunahme im Mai 2021 sogar 62 %. Das Niveau des Vor-Corona-Zeitraumes ist allerdings noch nicht erreicht:

»Die Stellenzugänge, die ein besserer Indikator für die aktuelle Einstellungsbereitschaft der Betriebe sind als die Bestandszahlen, haben im Mai in saison- und kalenderbereinigter Rechnung ebenfalls deutlich zugenommen, und zwar um 13.000, nach -7.000 im April und +17.000 im März. Die wegen der verschärften Eindämmungsmaßnahmen unterbrochene Aufwärtsentwicklung wurde damit wieder aufgenommen. Nach den Ursprungszahlen wurden im Mai 165.000 Stellen neu gemeldet. Gegenüber dem Vorjahresmonat, der wegen der Corona-Krise sehr niedrig lag, waren das 63.000 oder 62 Prozent mehr Stellen. Vergleicht man mit dem Mai 2019 – dem entsprechenden Monat aus dem Vor-Corona-Jahr – ist ein Minus von 4.000 oder 2 Prozent zu verzeichnen. Fasst man die Monate seit Beginn des zweiten Jahres der Corona-Krise zusammen, so wurden im April und Mai 2021 316.000 Stellen neu gemeldet, 38.000 oder 11 Prozent weniger als im Vor-Corona-Zeitraum April und Mai 2019.« (Quelle: Arbeitsmarktbericht Mai 2021, Auszug aus Abschnitt 1.3.1 »Gemeldete Arbeitsstellen« Bundesagentur für Arbeit, siehe Referenzen. Offizielle Daten der Agentur für Arbeit für Juni 2021 lagen zum Zeitpunkt der Datenerhebung für diese Arbeitsmarktanalyse noch nicht vor.)

Ergebnisse für Job Roles (bundesweit, Suche nur im Titel der Stellenanzeigen)

Wie in den vorangegangen Quartalsupdates unserer Arbeitsmarktanalysen haben wir auch dieses Mal die mehr technisch orientierten Internetberufe und die Online-Marketing-Berufe getrennt analysiert. Wir beobachten dabei einmal im Monat die Zahl der Stellenausschreibungen von insgesamt 40 Berufsbildern, die wir als »Job Roles« bezeichnen.

Ein kurzer Rückblick:

Im 1. Quartal 2020 nahm die Anzahl an Stellenausschreibungen in den von uns untersuchten Job Roles im Vergleich zum Vorjahr bedingt durch den Einbruch auf dem Arbeitsmarkt aufgrund der Corona-Pandemie drastisch ab. Es folgte im 2. Quartal 2020 eine auf dem deutschen Stellenmarkt beispiellose Talfahrt. Ende August 2020 gab es erste Anzeichen für eine Aufwärtsbewegung und für eine leichte Erholung, wobei vor allem die Anzahl der Stellenausschreibungen im Bereich der Online-Marketing-Berufe zunahm.

In den Folgemonaten setzte sich der Aufwärtstrend fort — was auch für die Entwicklung im 1. Quartal 2021 galt. Hatte zu Beginn des Nachfragewachstums im September 2020 zunächst die Nachfrage nach Expert*innen für den Fachbereich Online Marketing stark angezogen, wurde sie zum Jahresende von der Nachfrage nach Fachkräften für die mehr technisch orientierten Internetberufe wie beispielsweise nach Webdesigner*innen und Webentwickler*innen überholt.

Aktuelle Situation im 2. Quartal 2021:

Mittlerweile hat sich die Nachfragesituation in diesen beiden Fachbereichen deutlich umgekehrt: Dem Aufschwung im Stellenmarkt für technisch orientierte Internetberufe im 1. Quartal folgt nun mit einem Minus von 13 % ein deutlicher Rückgang an Stellenausschreibungen. Auch der Aufwärtstrend im Bereich der Online-Marketing-Berufe hat im Vergleich zum Vorquartal einen Dämpfer erhalten — allerdings stieg die Zahl der Stellenausschreibungen immerhin noch um 4 Prozent:

Illustration Arbeitsmarktanalyse Update Q2 2021 mit abgebremsten Aufwärtstrend
Abb. 3: Verlauf der Anzahl an Stellenausschreibungen nach Job-Role-Bereichen bis einschl. Juni 2021

Insgesamt ist festzustellen, dass der Aufschwung auf dem Stellenmarkt für die von uns untersuchten 40 Job Profile sich zum Ende des 2. Quartals hin nicht fortsetzt, sondern vorerst einen Dämpfer erlitten hat. Die Ursachen hierfür sind unklar: Saisonale Effekte, eine vorbergehende Sättigung auf dem Arbeitsmarkt und eine noch immer nicht ausgestandene Pandemie-Situation sind mögliche Einflussfaktoren.

Die Situation im Bereich der mehr technisch orientierten Internetberufe

WE-Arbeitsmarktanalyse Update Q2 2021: Rückläufige Zahlen bei den technisch orientierten Internetberufen
Abb. 4: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich der mehr technisch orientierten Internetberufe

Bei fast allen Berufsprofilen in diesem Bereich sind im Juni 2021 zum Ende des 2. Quartals bei der Nachfrage auf dem deutschen Stellenmarkt die Zahlen im Vergleich zum Vormonat rückläufig:

  • Webentwickler*innen: -14 %
  • PHP-Entwickler*innen: -12 %.
  • JavaScript-Entwickler*innen: -17 %
  • Web-Administrator*innen: -40 %

Wobei die Nachfrage nach Scrum Master mit einem Plus von 6 % gegenüber Mai 2021 leicht gestiegen ist.

Die sich bereits im Vorquartal abzeichnende Abschwächung des Aufwärtstrends hat sich demzufolge fortgesetzt. Einzige Ausnahme hiervon ist das Berufsbild des Web Designers, dessen Nachfrage am Ende des 1. Quartals 2021 ein Minus von 16 % verbuchte und sich jetzt zum Ende des 2. Quartals mit einem Plus von 7 % wieder etwas im Aufwind befindet.

Die Situation im Online-Marketing-Bereich

WE-Arbeitsmarktanalyse Update Q2 2021 - Abschwächung des Aufwärtstrends bei der Nachfrage nach Online-Marketing-Experten
Abb. 5: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich Online Marketing

Unsere Datenerhebung für das 2. Quartal 2021 für diesen Fachbereich zeigt, dass sich der positive Trend des Vormonats in der Anzahl an Ausschreibungen deutlich abgeschwächt hat. Eine Nachfragesteigerung liegt derzeit nur bei dem Berufsbilder des Social Media Managers: sie legte gegenüber dem Vormonat um +5 % zu.

Bei anderen wichtigen Job Profilen gibt es zum Ende des 2. Quartals im Juni 2021 im Vergleich zu Mai 2021 hingegen deutliche Nachfrage-Rückgänge:

  • Online Marketing Manager*in: -9 %
  • SEO Manager (Manager*in für Suchmaschinenoptimierung): -9 %
  • SEA Manager (Manager*in für Suchmaschinenwerbung): -6 %
  • Webanalyst*in: -21 %

Unverändert stabil ist der Bedarf an

  • Content Marketing Manager*innen: Hier gab es bei der Zahl an Stellenausschreibungen im Vergleich zum Vormonat weder einen Anstieg noch einen Rückgang.

Fazit

Der positive Aufwärtstrend zu Beginn des 2. Quartals hatte seinen Höhepunkt im Mai 2021. Unsere Analyse jedoch zeigt, dass sich dieser positive Trend auf dem Stellenmarkt für Internetfachkräfte im Juni 2021 nicht fortsetzt, sondern sich derzeit sogar etwas umkehrt: Im Bereich der technisch orientierten Internetberufe gibt es zum Ende des 2. Quartals mit einem Minus von 13 % einen deutlichen Knick nach unten, der sich über fast alle der von uns in diesem Bereich untersuchten Job Roles erstreckt. Der Aufwärtstrend der Zahl der Ausschreibungen im Bereich der Online-Marketing-Berufe hat sich ebenfalls abgeschwächt, liegt aber mit 4 % noch im positiven Bereich. In der Summe beider Bereiche zeigt der Trend derzeit jedoch mit einem Minus von 4,1 % derzeit leicht nach unten. Ob es sich hierbei um einen nachhaltigen Abwärtstrend oder nur um eine vorübergehende Abkühlung auf dem Stellenmarkt für Internetfachkräfte handelt, werden wir in unserem nächsten Update unserer Arbeitsmarktanalyse am Ende des 3. Quartals 2021 analysieren.

Rückblick auf die letzten zwei Jahre und Bedeutung der aktuellen Situation für Bewerber

Im Rückblick auf die Ausnahmesituation aufgrund der bei uns im März 2020 beginnenden Corona-Pandemie läßt sich feststellen, dass sich der deutsche Stellenmarkt für Internetkräfte trotz einiger Schwankungen und kurzzeitigen Einbrüche kontinuierlich vom krassen Einbruch (insg. um -83 %) im Frühjahr 2020 erholt und weiterhin einer positive Tendenz aufweist. Allerdings liegen die Werte noch deutlich unter dem Niveau der Vorcorona-Zeit von 2019: Im Zwei-Jahresrückblick betrachtet (Mai 2021 zu Mai 2019) ist die Zahl der Stellenausschreibungen im Bereich der technisch orientierten Internetberufe noch immer um 36 % unter dem Vorcorona-Niveau, bei den Online-Marketing-Berufen lagen die Werte im Mai 2021 um 20 % ebenfalls deutlich darunter. Auch die Gesamtzahl der von uns im Mai 2021 gefunden Stellenausschreibungen ist im Vergleich um 28 % noch erheblich geringer als im Mai 2019. Dies zeigt, dass die Erholungsphase noch nicht abgeschlossen ist.

Betrachtet man die vielen Schwankungen scheint die Lage auf dem deutschen Stellenmarkt für Internet-Fachkräfte noch etwas fragil. Mit einer vollständigen Erholung und damit verbundenen Entspannung auf dem deutschen Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte ist unserer Meinung nach frühestens ab Herbst 2021 zu rechnen. Für Bewerber bedeutet dies zweierlei: Die wachsende Zahl der Jobangebote erhöht die Chancen, wieder eine Stelle zu finden. Gleichzeitig bleibt aber der Konkurrenzdruck unter den Bewerbern hoch, da viele Arbeitnehmer unterschiedlicher Branchen in den letzten Monaten ihren Arbeitsplatz verloren haben und und somit zumindest bei manchen Berufsbildern die Arbeitgeber unter sehr vielen Bewerbern auswählen können. Stellensuchende sollten prüfen, inwiefern sie ihre Chancen durch gezielte Weiterbildungen und Zertifizierungen verbessern können. Der Nachweis einer einschlägigen und zum Anforderungsprofil der Job-Offerten passenden Weiter-Qualifizierung kann in diesem Wettbewerbsumfeld einen Unterschied machen.

Referenzen

Kategorien: Arbeitsmarkt

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