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WE-Arbeitsmarktanalyse-Update: Nachfrage nach Internetspezialisten boomte im 1. Quartal 2022

Robert von Heeren

13.04.2022 10:00 von Robert von Heeren

Arbeitsmarktanalyse - Quartalsupdate Q1 2022
Bild: Shutterstock, FOTOGRIN, WE

In diesem Update unserer Arbeitsmarktanalyse fokussieren wir uns auf die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich der Internetberufe im 1. Quartal 2022. Wie in den vorangegangen Quartalsupdates haben wir wieder über 40 Jobprofile (sog. Job Roles) in den Bereichen Online Marketing sowie den mehr technisch orientierten Internetberufen analysiert und vergleichen die Zahlen mit dem Vorquartal.

Allgemeine Situation am deutschen Stellenmarkt

Rückblick auf das 4. Quartal 2021:

Der sich im 3. Quartal abzeichnende Aufwärtstrend setzte sich im 4. Quartal 2021 fort, allerdings nicht in gleichem Maße wie im 3. Quartal. Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen stieg zwar weiter an, was aber zeigt, dass viele Arbeitsstellen nicht besetzt werden konnten und weitere Stellenausschreibungen hinzukamen.

»Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist im Dezember saisonbereinigt weiter gestiegen, und zwar um 21.000, nach +16.000 im November. Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand im Dezember auf 794.000 Arbeitsstellen. Das waren 213.000 oder 37 Prozent mehr Stellen als vor einem Jahr, nach +208.000 oder +35 Prozent im November. Der coronabedingte Einbruch des Stellenbestandes im vorigen Jahr ist damit nun mehr als ausgeglichen.« (Quellen: Der Arbeitsmarkt im September 2021 und Monatsbericht für Dezember 2021, 1.3.1 Nicht realisierte Nachfrage nach Arbeitskräften, Seite 14/15, Bundesagentur für Arbeit).

Entwicklung im 1. Quartal 2022:

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen stieg zu Beginn des neuen Jahres weiter an:

»Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist im März saisonbereinigt weiter gestiegen, und zwar um 4.000, nach +11.000 im Februar. Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand im März auf 839.000 Arbeitsstellen. Das waren 229.000 oder 38 Prozent mehr Stellen als vor einem Jahr, nach +240.000 oder +41 Prozent im Februar. Der coronabedingte Einbruch des Stellenbestandes ist damit mehr als ausgeglichen, er erreicht – saisonbereinigt und in den Ursprungswerten – sogar einen Höchstwert.«

Arbeitsmarktsituation Grafik Agentur für Arbeit 2020-2022
Abb. 1: Grafischer Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2020 bis März 2022

Der Aufwärtstrend des Vorquartals bei den Stellenzugängen setzte sich im 1. Quartal 2022 bis Februar weiter fort, ließ allerdings dann im März etwas nach:

»Die Stellenzugänge haben in saison- und kalenderbereinigter Rechnung im März um 12.000 abgenommen, nach -3.000 im Februar und +1.000 im Januar. Der Rückgang bei den neu gemeldeten Stellen könnte die wirtschaftlichen Unsicherheiten in Folge des Ukrainekrieges widerspiegeln. [...] Fasst man die Monate seit Beginn des zweiten Jahres der Corona-Krise zusammen, so wurden von April 2021 bis März 2022 rund 2,02 Mio. Stellen neu gemeldet, 22.000 oder 1,1 Prozent mehr als im Vor-Corona-Zeitraum April 2019 bis März 2020.« (Quelle: Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt März 2022 (PDF), Nicht realisierte Nachfrage nach Arbeitskräften, 1.3.1, Seite 10).

Arbeitsmarktsituation Tabelle Agentur für Arbeit 2020-2022
Abb. 2: Tabellarischer Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2020 bis März 2022

Ergebnisse für Job Roles (bundesweit, Suche nur im Titel der Stellenanzeigen)

Wie in den vorangegangen Quartalsupdates unserer Arbeitsmarktanalysen haben wir auch dieses Mal die mehr technisch orientierten Internetberufe und die Online-Marketing-Berufe getrennt analysiert. Wir beobachten dabei einmal im Monat die Zahl der Stellenausschreibungen von insgesamt 40 Berufsbildern, die wir als »Job Roles« bezeichnen.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Internetfachkräfte im 1. Quartal 2022:

Die Entwicklung im Überblick

Arbeitsmarktanalyse Nachfrageverlauf Q1 2022
Abb. 4: Der deutliche Aufwärtstrend des vergangenen Quartals in der Nachfrage im Bereich der Internetberufe setzte sich in Q1 2022 fort

Die Zahl der Stellenausschreibungen auf dem deutschen Stellenmarkt stieg vor allem über den Jahreswechsel 2021 zu 2022 hinweg sowohl in den Bereichen Online Marketing wie auch bei den technischen Internetberufen nochmals deutlich und sprunghaft an. Vergleicht man die Anzahl an Stellenausschreibungen der Monate März 2022 und Dezember 2021, so stellen wir für die technischen Internetberufe ein Plus von 96 % und für die Online- Marketing-Berufe ein Plus von 73 % fest. Insgesamt stieg die Nachfrage von Ende Q3 zu Ende Q4 um 84 %.

Im Februar ließ die Nachfrage in beiden von uns untersuchten Bereichen etwas nach, um im März wieder anzusteigen. Erste Zahlen für April 2022 deuten einen Rückgang der Stellenangebote an, was möglicherweise mit der anhaltenden Pandemie und dem Ukraine-Krieg zusammenhängt. In unserer Arbeitsmarktanalyse für das 2. Quartal werden wir dies genauer analysieren.

Das Vorcorona-Niveau ist allerdings mit 171 % (Vergleich März 2022 mit Mai 2019) insgesamt weit übertroffen.

Die Situation im Bereich der technisch orientierten Internetberufe

WE-Arbeitsmarktanalyse Jobrole-Verlauf für IT-Berufe Update für Q1 2022
Abb. 5: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich der mehr technisch orientierten Internetberufe

Im Vergleich zum 4. Quartal 2021 wuchs die Zahl der Stellenausschreibungen im 1. Quartal 2022 für alle von uns untersuchten Job Roles stark an. Besonders deutlich zeigt sich das bei der Nachfrage nach Javascript-Entwicklern und Scrum-Master:

  • Scrum-Master: +160 %
  • JavaScript-Entwickler: +173 %

Die Zahl der Stellenausschreibungen für PHP-Entwickler stieg im Quartalsvergleich betrachtet mit einem Plus von 102 % um mehr als das Doppelte an. Etwas schwächer, aber dennoch deutlich war der Nachfrageanstieg bei den Webentwicklern: 86 %.

Der im Vorquartal einsetzende Aufwärtstrends hat sich bei den mehr technisch orientierten Internetberufen demzufolge im 1. Quartal noch erheblich verstärkt.

Die Situation im Online-Marketing-Bereich

WE-Arbeitsmarktanalyse Jobrole-Übersicht für Online Marketing Berufe - Update für Q1 2022
Abb. 6: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich Online Marketing

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Nachfrage nach Online-Marketing-Experten: Auch hier stieg die Zahl der offenen Positionen im Quartalsvergleich von März 2022 zu Dezember 2021 weiter an. Besonders auffällig ist der Anstieg bei der Nachfrage nach Content Marketing Managern mit einem Plus von 230 %. Aber auch bei den anderen von uns untersuchten Job Roles gingen die Zahlen deutlich nach oben:

  • SEA Manager: +80 %
  • Social Media Manager: +41 %
  • SEO Manager: +77 %
  • Online Marketing Manager: +97 %

Einzig beim Berufsbild des Webanalysten ging die Nachfrage mit einem Minus von 27 % zurück, was möglicherweise mit neuen Datenschutzregelungen zusammenhängt, die die Datenerhebung mit Webanalyse-Tools wie beispielsweise Google Analytics weiter einschränken.

Der überproportionale Nachfrageanstieg nach Content Marketing Managern lässt darauf schließen, dass viele Unternehmen den Schwerpunkt in ihrem Marketing derzeit mehr auf die Erstellung hochwertiger zielgruppenrelevanter Inhalte setzen.

Fazit

Der Aufwärtstrend zu Beginn des 4. Quartals 2021 hat sich im 1. Quartal 2022 erheblich verstärkt und im März 2022 seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Nach einem kurzfristigen Einbruch im Februar 2022 setzte sich der Aufwärtstrend im März wieder fort. Unsere Analyse für das 1. Quartal 2022 zeigt, dass sich die Nachfrage nach Internetfachkräften weiterhin in einer starken Wachstumsphase befindet und das Vorcorona-Niveau mittlerweile deutlich übertrifft. Ob dies bedeutet, dass der Boom der Internetwirtschaft sich in den folgenden Monaten fortsetzen wird, ist angesichts der anhaltenden Pandemie-Situation und der erheblichen Belastung der Weltwirtschaft in Folge des Ukrainekrieges derzeit nicht abschätzbar. Im Gegenteil: Erste Zahlen für das beginnende 2. Quartal deuten eher auf einen Einbruch in der Nachfrage hin. Andererseits zeigte sich in den letzten beiden pandemiebedingten Ausnahmejahren immer wieder, dass es nach Aufschwungphasen zu kurzfristigen Einbrüchen kommen kann. Die erwähnten großen Unsicherheiten unserer Zeit werden aller Wahrscheinlichkeit nach für weitere Auf- und Abwärtsbewegungen in der Nachfrage nach Experten für Internetberufe sorgen.

Im 3. Quartal 2022 werden wir den weiteren Verlauf der Nachfrage auf dem deutschen Stellenmarkt für das 2. Quartal wieder analysieren und die Ergebnisse vorstellen.

Referenzen

Kategorien: Arbeitsmarkt

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