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WE-Arbeitsmarktanalyse-Update: Nachfrage nach Internetspezialisten erreicht Ende 2022 wieder Höchststände

Robert von Heeren

11.01.2023 10:00 von Robert von Heeren

Arbeitsmarktanalyse - Quartalsupdate Q4 2022
Bild: Shutterstock, FOTOGRIN, WE

In diesem Update unserer Arbeitsmarktanalyse fokussieren wir uns auf die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich der Internetberufe im 4. Quartal 2022. Wie in den vorangegangen Quartalsupdates haben wir wieder über 40 Jobprofile (sog. Job Roles) in den Bereichen Online Marketing sowie den mehr technisch orientierten Internetberufen analysiert und vergleichen die Zahlen mit dem Vorquartal.

Allgemeine Situation am deutschen Stellenmarkt

Rückblick auf das 3. Quartal 2022:

Im Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt für September 2022 stellte die Arbeitsagentur fest: »Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern bewegt sich trotz der wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten infolge des Ukraine-Krieges weiter auf einem hohen Niveau, wird zuletzt aber erkennbar schwächer.« (Abschnitt 1.3).

»Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist im September saisonbereinigt um 11.000 gesunken, nach -5.000 im August und -11.000 im Juli.«

Der Seitwärtstrend des Vorquartals bei den Stellenzugängen ging im 3. Quartal 2022 in einen leichten Abwärtstrend über:

»Auch die Stellenzugänge werden weniger. Sie haben im September in saison- und kalenderbereinigter Rechnung um 6.000 abgenommen, nach +3.000 im August und -3.000 im Juli. [...] Nach den Ursprungszahlen wurden im September 145.000 Stellen neu gemeldet. Das waren 23.000 oder 14 Prozent weniger als vor einem Jahr.« (Quelle: Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt September 2022 (PDF), Nicht realisierte Nachfrage nach Arbeitskräften, 1.3 ff., Seite 10).

Unsere Datenanalyse für das 3. Quartal 2022 ergab: »Die Zahl der Stellenausschreibungen auf dem deutschen Stellenmarkt stieg hauptsächlich über den Jahreswechsel 2021 zu 2022 hinweg sowohl in den Bereichen Online Marketing als auch bei den technischen Internetberufen sprunghaft an. Im 2. Quartal ging die Zahl an offenen Stellenausschreibungen in den Monaten April und Mai deutlich zurück. Ab Juni sehen wir zunächst eine Seitwärtsbewegung in der Nachfrage nach Internetspezialisten. Zum Ende des 3. Quartals deutet sich wieder ein Aufwärtstrend an. Vergleicht man die Anzahl der Stellenausschreibungen in den Monaten September 2022 und Juni 2022, so stellen wir für die technischen Internetberufe ein Plus von 5 Prozent und für die Online Marketing Berufe nur noch ein Minus von 1 Prozent fest. Insgesamt stieg die Nachfrage von Ende Q3 zu Ende Q2 um + 2 Prozent wieder etwas an.« (vgl. WE-Arbeitsmarktanalyse-Update für Q3 2022).

Entwicklung im 4. Quartal 2022:

Im Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt für Dezember 2022 stellt die Arbeitsagentur fest: »Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern wurde zuletzt spürbar schwächer, liegt aber trotz großer wirtschaftlicher und politischer Unwägbarkeiten infolge des Ukraine-Krieges weiter auf einem vergleichsweise hohen Niveau.« (Abschnitt 1.3).

»Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist im Dezember saisonbereinigt um 7.000 gesunken, nach ebenfalls -7.000 im November und -17.000 im Oktober. «

Arbeitsmarktsituation Grafik Agentur für Arbeit 2020-2022
Abb. 1: Grafischer Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2020 bis Dezember 2022 (saisonbereinigt)

Der Seitwärtstrend des Vorquartals bei den Stellenzugängen ging im 3. Quartal 2022 in einen leichten Abwärtstrend über:

»Damit hat der Stellenbestand seit seinem Höchststand im Mai 2022 in saisonbereinigter Rechnung um 64.000 Arbeitsstellen nachgegeben. [...] Im Vergleich zum Vorjahr ist ein Rückgang von 13.000 oder 2 Prozent festzustellen, nach +15.000 oder +2 Prozent im November.« (Quelle: Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt Dezember 2022 (PDF), Nicht realisierte Nachfrage nach Arbeitskräften, 1.3 ff., Seite 14).

Arbeitsmarktsituation Tabelle Agentur für Arbeit 2020-2022
Abb. 2: Tabellarischer Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Juli 2020 bis Dezember 2022 (saisonbereinigt)

Ergebnisse für Job Roles (bundesweit, Suche nur im Titel der Stellenanzeigen)

Wie in den vorangegangen Quartalsupdates unserer Arbeitsmarktanalysen haben wir auch dieses Mal die mehr technisch orientierten Internetberufe und die Online-Marketing-Berufe getrennt analysiert. Wir beobachten dabei einmal im Monat die Zahl der Stellenausschreibungen von insgesamt 40 Berufsbildern, die wir als »Job Roles« bezeichnen.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Internetfachkräfte im 4. Quartal 2022:

Die Entwicklung im Überblick

Arbeitsmarktanalyse Nachfrageverlauf Q4 2022
Abb. 3: Nach einem Anstieg der Nachfrage zu Beginn des 4. Quartals 2022 kam es bei der Zahl der Stellenausschreibungen im November zu einem vorübergehenden Rückgang. Im Dezember stieg die Nachfrage wieder deutlich an und erreichte dabei das Niveau von März 2022.

Die Zahl der Stellenausschreibungen auf dem deutschen Stellenmarkt stieg hauptsächlich über den Jahreswechsel 2021 zu 2022 hinweg sowohl in den Bereichen Online Marketing als auch bei den technischen Internetberufen sprunghaft an. Im 2. Quartal ging die Zahl an offenen Stellenausschreibungen in den Monaten April und Mai deutlich zurück. Ab Juni sehen wir zunächst eine Seitwärtsbewegung in der Nachfrage nach Internetspezialisten. Zum Ende des 3. Quartals deutete sich wieder ein Aufwärtstrend an, der sich nach einem kurzen Auf und Ab zum Jahresende hin fortsetzte. Vergleicht man die Anzahl der Stellenausschreibungen in den Monaten Dezember 2022 und September 2022, so stellen wir für die technischen Internetberufe ein Plus von 9 Prozent und für die Online Marketing Berufe ein Plus von 5 Prozent fest. Insgesamt stieg die Nachfrage von Ende Q3 zu Ende Q4 um + 7 Prozent deutlich an.

Die Nachfrage liegt aber trotz der ungünstigen Einflüsse der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges im Vergleich zum Vorcorona-Niveau mit 152 Prozent (Vergleich Dezember 2022 mit Mai 2019) insgesamt nach wie vor deutlich darüber.

Die Situation im Bereich der technisch orientierten Internetberufe

WE-Arbeitsmarktanalyse Jobrole-Verlauf für IT-Berufe Update für Q4 2022
Abb. 4: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich der mehr technisch orientierten Internetberufe

Beim Vergleich der Zahlen der Stellenausschreibungen des 3. Quartals 2022 mit denen des 4. Quartals 2022 zeigt sich ein fast durchgehendes positives Bild: fast überall stieg die Nachfrage zum Teil deutlich an.

Die Zunahmen beobachten wir bei folgenden Job Roles:

  • Webentwickler: +9 %
  • PHP-Entwickler: +10 %
  • Javascript-Developer +14 %
  • Scrum-Master: +30 %
  • Webdesigner: +144 %

Einziger Rückgang gab es beim:

  • Web-Administrator: -61 %

Dieser Rückgang beruht wahrscheinlich darauf, dass es im 3. Quartal eine kurze Phase des Nachfrage-Booms für dieses Berufsbild gab und dann die Stellen besetzt werden konnten. Bei den Zunahmen der Nachfrage sticht vor allem das Berufsbild des Webdesigners hervor. Auch hier sehen wir einen Zusammenhang zur Nachfrage-Situation im Vorquartal, wo sie für einige Monate auf einem wesentlich niedrigeren Niveau lag. Diese wellenartigen Nachfrage-Schübe in kurzen Zeiträumen haben unseren Arbeitsmarktanalysen zufolge zugenommen. Dies wird auch an der monatlichen Zickzack-Bewegung der Gesamtzahl der von uns untersuchten Stellenausschreibungen für 2022 deutlich (siehe Abbildung 4).

Die Situation im Online-Marketing-Bereich

WE-Arbeitsmarktanalyse Job-Role-Übersicht für Online Marketing Berufe - Update für Q4 2022
Abb. 5: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich Online Marketing

Im Bereich der von uns untersuchten Online-Marketing-Berufe sehen wir ein gemischteres Bild: Einige Job Roles haben im Vorquartalsvergleich zugelegt, andere sind zum Ende des 4. Quartals hin etwas weniger gefragt.

Die Zuwächse im Überblick:

  • Social Media Manager: +33 %
  • SEA Manager: +129 %
  • Webanalyst: +283 %

Unverändert:

  • Online Marketing Manager: 0 %

Die Rückgänge im Überblick:

  • SEO Manager: -8 %
  • Content Marketing Manager: -8 % (ebenfalls)

Insgesamt und im Verhältnis betrachtet überwiegen also zum Jahresende hin die positiven Werte und Nachfrage-Steigerungen. Besonders auffällig ist hierbei das Berufsbild des Webanalysten, welches im Vergleich zu den anderen Online-Marketing-Berufen normalerweise wesentlich weniger gefragt ist, aber im 4. Quartal unser Spitzenreiter im prozentualen Nachfrage-Anstieg ist. Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit der für Mitte 2023 vorgesehenen Umstellung des Webanalyse-Tools Google Analytics: Die bisherige Version Universal Analytics wird dann endgültig durch das neue Google Analytics 4 ersetzt. Da sich diese Version erheblich von der Vorgängerversion unterscheidet und wesentlich stärker auf die Performance-Analyse im E-Commerce-Bereich ausgerichtet ist, könnte es sein, dass viele E-Commerce-Unternehmen diese neue Version nun einsetzen möchten und dafür Webanalyse-Spezialisten benötigen.

Andererseits sehen wir auch in diesem Bereich der Online-Marketing-Berufe, dass das Nachfrage-Pendel bei fast jedem einzelnen Berufsbild im Vergleich zum Vorquartal auf die andere Seite ausschlug - eine Art Gegenbewegung. Beispiel SEO-Manager: Der Zuwachs von Q2 zu Q3 2022 betrug 81 %. Im 4. Quartal verzeichnete dieses Berufsbild einen kleinen Nachfrage-Rückgang von -8 %. Umgekehrt fast das gleiche Bild bei denjenigen Berufsbildern, die in unserer letzten Analyse für das 3. Quartal 2022 negative Werte aufwiesen. Beim Social Media Manager z.B. lag der Wert bei -19 %, in Q4 gab es eine Zunahme von 33 %. Dieses Hin und Her von Quartal zu Quartal werden wir wohl auch 2023 weiter beobachten. Einzig bei der Zahl der Stellenausschreibungen für Content Marketing Manager ging die Nachfrage mit einem Minus von 8 Prozent weiter zurück, allerdings nicht mehr so deutlich wie von Q2 zu Q3, wo der Rückgang bei -35 % lag.

Fazit

Der Seitwärtstrend des 2. und 3. Quartals 2022 scheint allmählich gebrochen. Gegen Ende von Q4 2022 stieg die Nachfrage wieder deutlich an und erreichte teilweise die Höchstwerte vom März 2022. Unsere Analyse für das 4. Quartal 2022 zeigt, dass die Nachfrage nach Internetfachkräften erst kurzfristig anstieg, dann wieder rückläufig war, aber gegen Ende 2022 trotz der anhaltenden Krisen erneut anstieg. Dabei liegt die Nachfrage nach Fachkräften im Bereich der Internetberufe nach wie vor deutlich über dem Vorcorona-Niveau von 2019. Gleichzeitig sehen wir eine verstärkte wellenartige Entwicklung auf dem Stellenmarkt mit kurzfristigen Nachfrage-Schüben für einzelne Berufsbilder, denen dann ebenso kurzzeitige Nachfrage-Einbrüche folgen - Gleiches beobachten wir im umgekehrten Fall. Ursache für dieses Hin und Her sind wahrscheinlich die erwähnten großen Unsicherheiten des Ukraine-Krieges und der Corona-Pandemie, die den Unternehmen eine kurzfristigere und vorsichtigere Planung bei der Schaffung und Besetzung von Stellen im Bereich der Internetberufe aufzwingt. Nachdem bei beidem noch kein Ende in Sicht ist, werden wir in unseren Arbeitsmarktanalysen für 2023 höchstwahrscheinlich weiterhin diese Schwankungen in der Nachfrage nach Experten für Internetberufe beobachten.

Im 2. Quartal 2023 werden wir den weiteren Verlauf der Nachfrage auf dem deutschen Stellenmarkt für das 1. Quartal 2023 analysieren und die Ergebnisse vorstellen.

Referenzen

Kategorien: Arbeitsmarkt

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