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WE-Arbeitsmarktanalyse-Update: Nachfrage nach Internetspezialisten stagnierte im 2. Quartal 2022 etwas

Robert von Heeren

18.07.2022 10:00 von Robert von Heeren

Arbeitsmarktanalyse - Quartalsupdate Q2 2022
Bild: Shutterstock, FOTOGRIN, WE

In diesem Update unserer Arbeitsmarktanalyse fokussieren wir uns auf die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich der Internetberufe im 2. Quartal 2022. Wie in den vorangegangen Quartalsupdates haben wir wieder über 40 Jobprofile (sog. Job Roles) in den Bereichen Online Marketing sowie den mehr technisch orientierten Internetberufen analysiert und vergleichen die Zahlen mit dem Vorquartal.

Allgemeine Situation am deutschen Stellenmarkt

Rückblick auf das 1. Quartal 2022:

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen stieg zu Beginn des neuen Jahres weiter an:

»Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen war im März saisonbereinigt weiter gestiegen, und zwar um 4.000, nach +11.000 im Februar. Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand im März auf 839.000 Arbeitsstellen. Das waren 229.000 oder 38 % mehr Stellen als vor einem Jahr, nach +240.000 oder +41 % im Februar. Der coronabedingte Einbruch des Stellenbestandes war damit mehr als ausgeglichen, er erreichte — saisonbereinigt und in den Ursprungswerten — sogar einen Höchstwert.«

Der Aufwärtstrend des Vorquartals bei den Stellenzugängen setzte sich im 1. Quartal 2022 bis Februar weiter fort, ließ allerdings im März etwas nach:

»Die Stellenzugänge haben in saison- und kalenderbereinigter Rechnung im März um 12.000 abgenommen, nach -3.000 im Februar und +1.000 im Januar. Der Rückgang bei den neu gemeldeten Stellen könnte die wirtschaftlichen Unsicherheiten in Folge des Ukrainekrieges widerspiegeln. [...] Fasst man die Monate seit Beginn des zweiten Jahres der Corona-Krise zusammen, so wurden von April 2021 bis März 2022 rund 2,02 Mio. Stellen neu gemeldet, 22.000 oder 1,1 % mehr als im Vor-Corona-Zeitraum April 2019 bis März 2020.« (Quelle: Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt März 2022 (PDF), Nicht realisierte Nachfrage nach Arbeitskräften, 1.3.1, Seite 10).

Entwicklung im 2. Quartal 2022:

Im Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt für Juni 2022 stellt die Arbeitsagentur fest: »Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern bewegt sich trotz der wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten infolge des Ukrainekrieges weiter auf hohem Niveau.« (Abschnitt 1.3).

»Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen hat sich im Juni saisonbereinigt geringfügig um 1.000 verringert, nach +8.000 im Mai und +10.000 im April. «

Arbeitsmarktsituation Grafik Agentur für Arbeit 2020-2022
Abb. 1: Grafischer Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2020 bis Juni 2022 (saisonbereinigt)

Der Aufwärtstrend des Vorquartals bei den Stellenzugängen setzte sich im 2. Quartal 2022 nicht weiter fort:

»Die Stellenzugänge blieben zwar weiter auf vergleichsweise hohem Niveau, haben im Juni aber in saison- und kalenderbereinigter Rechnung um 10.000 nachgegeben, nach Stagnation im Mai und +4.000 im April. [...] In der gleitenden Jahressumme von Juli 2021 bis Juni 2022 — die saisonale und zufällige Schwankungen ausgleicht — sind die Stellenzugänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 303.000 oder 18 Prozent auf 2.028.000 gestiegen.« (Quelle: Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt Juni 2022 (PDF), Nicht realisierte Nachfrage nach Arbeitskräften, 1.3 ff., Seite 10).

Arbeitsmarktsituation Tabelle Agentur für Arbeit 2020-2022
Abb. 2: Tabellarischer Verlauf der bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Zahlen für den Zugang und den Bestand gemeldeter Arbeitsstellen in Deutschland von Januar 2020 bis Juni 2022 (saisonbereinigt)

Ergebnisse für Job Roles (bundesweit, Suche nur im Titel der Stellenanzeigen)

Wie in den vorangegangen Quartalsupdates unserer Arbeitsmarktanalysen haben wir auch dieses Mal die mehr technisch orientierten Internetberufe und die Online-Marketing-Berufe getrennt analysiert. Wir beobachten dabei einmal im Monat die Zahl der Stellenausschreibungen von insgesamt 40 Berufsbildern, die wir als »Job Roles« bezeichnen.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Internetfachkräfte im 2. Quartal 2022:

Die Entwicklung im Überblick

Arbeitsmarktanalyse Nachfrageverlauf Q2 2022
Abb. 4: Der deutliche Aufwärtstrend des vergangenen Quartals in der Nachfrage im Bereich der Internetberufe setzte sich in Q2 2022 nur teilweise fort

Die Zahl der Stellenausschreibungen auf dem deutschen Stellenmarkt stieg vor allem über den Jahreswechsel 2021 zu 2022 hinweg sowohl in den Bereichen Online Marketing als auch bei den technischen Internetberufen sprunghaft an. Im 2. Quartal ging die Zahl an offenen Stellenausschreibungen in den Monaten April und Mai deutlich zurück. Ab Juni sehen wir wieder einen Aufwärtstrend. Vergleicht man die Anzahl an Stellenausschreibungen der Monate Juni 2022 und März 2022 so stellen wir für die technischen Internetberufe ein Minus von 13 % und für die Online Marketing Berufe ein Minus von 5 % fest. Insgesamt ging die Nachfrage von Ende Q1 bis Ende Q2 um -9 % etwas zurück.

Die Nachfrage liegt aber trotz der ungünstigen Einflüsse der Corona-Pandemie und des Ukrainekrieges im Vergleich zum Vorcorona-Niveau mit 147 % (Vergleich Juni 2022 mit Mai 2019) insgesamt immer noch deutlich darüber.

Die Situation im Bereich der technisch orientierten Internetberufe

WE-Arbeitsmarktanalyse Jobrole-Verlauf für IT-Berufe Update für Q2 2022
Abb. 5: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich der mehr technisch orientierten Internetberufe

Im Vergleich zum 1. Quartal 2022 liegen die Zahlen der Stellenausschreibungen im 2. Quartal 2022 für alle von uns untersuchten Jobroles etwas unter dem Vorquartalsniveau. Besonders deutlich zeigt sich das bei der Nachfrage nach Javascript-Entwicklern, die im Vergleich Juni 2022 zu März 2022 um 41 % zurückging. Einen Nachfrage-Rückgang gab es mit einem Minus von 53 % auch bei Webdesignern.

Bei den Webentwicklern und PHP-Developern liegt sie allerdings auf gleichem Niveau. Scrum-Master waren allerdings im Juni im Vergleich zum Vorquartal um +11 % mehr gefragt.

Erste Zahlen für Juli 2022 deuten an, dass sich dieses leichte Nachlassen der Nachfrage im 3. Quartal wieder ausgleichen wird.

Die Situation im Online-Marketing-Bereich

WE-Arbeitsmarktanalyse Jobrole-Übersicht für Online Marketing Berufe - Update für Q1 2022
Abb. 6: Job-Roles-Vergleich (Auszüge) im Bereich Online Marketing

Im Bereich der von uns untersuchten Online-Marketing-Berufe sieht das Bild geteilt aus: Einige Job Roles haben im Vorquartalsvergleich zugelegt, andere sind zum Ende des 2. Quartals hin etwas weniger gefragt.

Die Zuwächse im Überblick:

  • Social Media Manager: +34 %
  • Community Manager: +15 %

Die Rückgänge im Überblick:

  • Online Marketing Manager: -7 %
  • SEO Manager: -23 %
  • SEA Manager: -50 %
  • Content Marketing Manager: -21 %
  • Webanalyst: -24 %

Der deutliche Nachfrageanstieg nach Social Media Managern und Community Managern lässt darauf schließen, dass viele Unternehmen den Schwerpunkt in ihrem Marketing derzeit mehr auf die Pflege und den Ausbau ihrer Follower in den Social-Media-Kanälen fokussieren. Die Rückgänge in den anderen Berufsbildern könnte mit einer momentanen Sättigung auf dem Arbeitsmarkt zusammenhängen, aber auch mit einem geschrumpften Marketingbudget. Denn gerade die Suchmaschinenwerbung, die von SEA Managern konzipiert und betreut wird, ist besonders kostenintensiv.

Fazit

Der Aufwärtstrend zu Beginn des 1. Quartals 2022 hat sich zu Beginn des 2. Quartals 2022 deutlich abgeschwächt, zog aber im Juni 2022 wieder etwas an. Unsere Analyse für das 2. Quartal 2022 zeigt, dass die Nachfrage nach Internetfachkräften etwas stagnierte, aber andererseits den aktuellen Krisen standhielt. Die Nachfrage nach Fachkräften im Bereich der Internetberufe liegt nach wie vor deutlich über dem Vorcorona-Niveau von 2019. Die erwähnten großen Unsicherheiten unserer Zeit werden aller Wahrscheinlichkeit nach für weitere Auf- und Abwärtsbewegungen in der Nachfrage nach Experten für Internetberufe sorgen.

Im 1. Quartal 2023 werden wir den weiteren Verlauf der Nachfrage auf dem deutschen Stellenmarkt für das 4. Quartal wieder analysieren und die Ergebnisse vorstellen.

Referenzen

Kategorien: Arbeitsmarkt

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